Die Promenade als Laufsteg am Meer © Arne Biederbeck
Symbolische Inseln und Buchten gliedern den Erlebnisraum Promenade © Arne Biederbeck
Die Promenade als Laufsteg am Meer © Arne Biederbeck
Symbolische Inseln und Buchten gliedern den Erlebnisraum Promenade © Arne Biederbeck
Symbolische Inseln und Buchten gliedern den Erlebnisraum Promenade © Arne Biederbeck
Ausblick auf die Promenade © Arne Biederbeck
Neu ausgebildeter Mauerkopf / Neue Brüstungselemente © Arne Biederbeck
Symbolische Inseln und Buchten gliedern den Erlebnisraum Promenade © Arne Biederbeck
Ausblick aus einem Gastronomiebetrieb auf die Promenade © Arne Biederbeck
Sitztribüne mit Konzertmuschel © Arne Biederbeck
Abendstimmung an der Promenade © Arne Biederbeck
Abendlicher Gastronomiebetrieb auf der Promenade © Arne Biederbeck
Sitztribüne an der Konzertmuschel bei Nacht © Arne Biederbeck
Das Meer und der Strand sind die Hauptattraktionen der Insel Sylt. Die Westerländer Promenade ist die Schnittstelle zwischen einer einzigartigen Natur und dem touristischen Angebot für die Gäste eines modernen Strandbades.
Die Sanierung und Neugestaltung dieser Promenade ist der sichtbare Ausdruck der Veränderung des Inseltourismus. Die „Eventkultur“ nimmt zu, und in diesem Zusammenhang erfährt die Promenade als Ort aufwendiger Großveranstaltungen neue Aufmerksamkeit. Dies führte zu dem Wunsch, die Attraktivität dieser prominentesten Stelle des Bäderbetriebs zu steigern und sie zu einem ganzjährig für gesellschaftliche Ereignisse nutzbaren Forum auszubauen.
Durch die Neugestaltung wurde mit hochwertigen, jedoch behutsam eingesetzten Mitteln ein individuelles, nur an diesem Ort mögliches Raumerlebnis geschaffen, in dem sich historisch gewachsene Strukturen mit einer zeitgemäßen Formen- und Materialsprache verbinden. Den Naturgewalten kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Der permanente Einfluss der unbezähmbaren Nordsee ist integraler Bestandteil des Konzepts und spiegelt sich in Konstruktion und Gestaltung wider. Durch die Materialkontraste und das Farbspiel vollzieht sich eine ästhetische Wandlung, aus der die Anlage ihre besondere Ausdrucksstärke bezieht. Unterstützt durch eine subtile Lichtinszenierung, entstand so an exponierter Stelle ein Ort des Flanierens und des Verweilens, der bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit eine besondere Aufenthaltsqualität im Angesicht des Meeres entfaltet.
Laufsteg am Meer
Sylts touristisches Kapital sind das Meer und der Strand. Die Sanierung und Neugestaltung der Westerländer Promenade folgt der Veränderung des Tourismus hin zu einer Freizeit- und Eventkultur, in der die Promenade als wichtigster Ort des Flanierens und als Bühne für Großveranstaltungen wachsende Bedeutung gewinnt. Leitbild der Planung war es, die Attraktivität dieses besonderen Bereichs des Bäderbetriebs zu steigern und ihn zu einem ganzjährig nutzbaren Forum des gesellschaftlichen Lebens auszubauen.
Die Straßenführung der wesentlichen Achsen aus Richtung Bahnhof und Kurhaus waren in Westerland bereits im 19. Jahrhundert auf den Strand und die Promenade ausgerichtet. Seit 1879 war ein Vorgängerbau der Musikmuschel in Betrieb, und die Promenade entwickelte sich zu einem beliebten Ort der Begegnung. Sie bildet seitdem die Schnittlinie zwischen Kultur und Natur, zwischen der Nordsee und den Angeboten der Stadt mit Kurbetrieb, Gaststätten und Einkaufszone. Zum Naturerlebnis gesellt sich hier die Möglichkeit, auf einer gesicherten Plattform oberhalb des Strandes zu flanieren und an kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen.
Bisher verfügte dieser „Laufsteg am Meer“ jedoch nicht über ein seiner Bedeutung angemessenes, landschaftsarchitektonisch gestaltetes Gesicht, sondern sein Aussehen wurde vielmehr von den Zufälligkeiten historisch gewachsener Strukturen bestimmt.
Die Neugestaltung
Die Westerländer Promenade ist das Rückgrat der Inselhauptstadt. Die Gestalt der Anlage ergibt sich aus den Bebauungsgrenzen des Ortes und seinen Strandzugängen, der Ausdehnung des Strandes sowie den Anforderungen des Küstenschutzes. Die in diesen eng gesteckten Grenzen umgestaltete Promenade wird heute als ein Ort mit gesteigerter Lebensqualität wahrgenommen. Besucher, die sich ihm von Osten nähern, nehmen die Promenade als natürliche Fortsetzung der innerstädtischen Flaniermeilen wahr. Spaziergänger aus Richtung Norden oder Süden erleben eine großzügige, beinahe platzartige Erweiterung ihres Weges. So empfängt Westerland seine Gäste auf der Promenade als moderner und selbstbewusster Badeort. Aus der Perspektive des Geschäftszentrums gesehen, bildet die Promenade den ansprechenden Abschluss der städtischen Angebote für die Touristen.
Der Entwurf zielte darauf ab, die vorgefundenen Proportionen des Bereichs mit seiner ausgeprägten Tiefenwirkung zu gliedern und in einen attraktiven Erlebnisraum umzuformen. Vorhandene Architektur und die aus Gründen des Küstenschutzes unveränderlichen Mauern und Böschungen wurden in das gestalterische Konzept integriert. So blieb die westliche Stützmauer vollständig erhalten, lediglich die Mauerköpfe wurden aus Fertigteilelementen erneuert. Die Farbe des ausgewählten Klinkers passt sich an die historischen Vorgaben an, und ein verbesserter Neigungswinkel der Köpfe erlaubt nun das ungehinderte Abfließen von Regen- und Meerwasser.
Die farblich zurückhaltende Pflasterung aus rötlichem Klinker sowie farblich abgestuften strukturierten Betonplatten ist das wesentliche Element der Neugestaltung. Das Kolorit der Pflasterung reagiert auf das Mauerwerk bestehender Architekturelemente. Arkaden, Verkaufspavillons und die Musikmuschel werden zu Elementen des neuen Konzepts und fügen sich bruchlos darin ein. Um der starken Tiefenwirkung der Promenade entgegenzuwirken, bildet der Pflasterklinker wellenförmige Inseln aus. In großzügig geführten Schwüngen entstanden so Buchten und Landzungen, auf denen Sitzgelegenheiten wie Standkörbe und Bänke aufgestellt werden können. Im direkten Umfeld der Musikmuschel laufen lang gestreckte rechteckige Klinkerfelder auf Arkaden und Hauseingänge zu. Damit wird zum einen die traditionelle Konzertkultur der Promenade aufgenommen und gestalterisch gewürdigt, zum anderen erhält die Tiefe des Raumes einen strukturierenden Rhythmus.
Die auf das Meer ausgerichtete Form der Pflasterung erinnert an Buhnen und wertet deren ehemalige Schutzfunktion zu einem ästhetischen Gliederungselement um.
Auch die großformatigen Betonplatten sind quer zur Nord-Süd- Richtung verlegt. Sie unterstützen so die platzartige Aufweitung der Promenade und gewährleisten, dass Regen und Gischt jederzeit ungehindert über die Fugen abfließen können. Das angenehme warme, dunkle Rot der Platten steht bewusst im Kontrast zu den frischen Weißtönen der gesamten Möblierung der Promenade von den Fahnenmasten bis zu den Bänken, ebenso zu den natürlichen, wechselnden Farben der See, des Himmels und des Sandes. So ergeben sich immer wieder neue, in sich stimmige Farbdreiklänge aus Rot, Weiß und Blau.
Abgesehen von beweglichem Mobiliar wurde weitere Kleinarchitektur nur sehr sparsam eingesetzt. In Laufrichtung der Promenade erheben sich einige schlanke Granitwellen aus der Pflasterung. Diese zusätzlichen Gliederungselemente dienen als Sitzgelegenheit und stellen durch ihre Farbe und Position eine formale Verbindung zwischen der rötlichen Querpflasterung und der lang gestreckten, weißen Balustrade her. Gemeinsam mit zurückhaltend eingesetzten Bodenleuchten bilden sie einen deutlich wahrnehmbaren Akzent in der Umgebung der Musikmuschel, der diesen prominenten Platz angemessen hervorhebt.
Tradition und Innovation
Die Konzertbühne wurde wie ein Gelenk zwischen Tradition und Moderne als historisches Element in die Gestaltung einbezogen. Sie ist der zentrale Veranstaltungsort und Anziehungspunkt für Besucher unmittelbar vor der Kulisse des Meeres. Die Aufenthaltsqualität in diesem Teil der Promenade wird maßgeblich durch die Wiedererkennbarkeit gewachsener, vertrauter Strukturen bestimmt, und deshalb blieben die charakteristischen Merkmale dieses Abschnitts erhalten. Lediglich die Dimensionierung der Sitzreihen sowie der Zuschnitt der Auf- und Abgänge wurde heutigen Sicherheitsstandards angepasst. Die neuen Edelstahl- Handläufe dienen der störungsfreien Lenkung von Besucherströmen.
Die Umgestaltung der Promenade war an eine Vielzahl technischer Erfordernisse gebunden. So musste der gesamte Unterbau stabilisiert und mit umfangreichen Versorgungsleitungen versehen werden, um den Anforderungen von Großveranstaltungen gerecht zu werden. Die Betonplatten im außergewöhnlichen Format von 120 x 60 x 18 cm sind für eine starke Beanspruchung durch schwere Fahrzeuge, Übertragungswagen und mobile Gastronomie ausgelegt, für die Stellplätze und Wendebuchten geschaffen wurden, damit der Promenadenbetrieb nicht durch das Platzieren und Manövrieren von LKWs gestört wird. Nicht zuletzt aber müssen die übergroßen Betonplatten bei Sturmfluten auch dem Aufprall der Wellen standhalten, was sie bereits bewiesen haben.
Die Promenade ist Bühne und ästhetische Fassung einer komplexen Aufgabe zugleich, und sie ist integraler Bestandteil eines Marketingkonzeptes, zu dem auch Großereignisse mit hohem Publikums- und Medieninteresse wie z.B. der Surfweltcup gehören, denen ein professionell bespielbarer Ort und reibungslose Abläufe garantiert werden müssen. Diese Qualitäten der Ausstattung und der Architektur entscheiden letztlich auch über die Bindung von Sponsoren, die die Image fördernde Wirkung einer attraktiven und hochwertigen Präsentationsplattform schätzen.
Das Lichtkonzept
Ein zeitgemäßer Bäderbetrieb verlangt die Funktionsfähigkeit der Promenade nicht nur zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter, sondern auch zu jeder Tageszeit. Deshalb wurde der Beleuchtung der Anlage besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Zusätzlich zu den Lichtelementen aus den 1980er Jahren führt jetzt eine Stufenbeleuchtung an den Strandzugängen auf die Promenade.
Die in die Treppenwangen eingelassenen Strahler legen einen behaglichen Lichtteppich aus, der eine einladende Stimmung erzeugt. Im Bereich der Gastronomie und der Arkaden akzentuieren Bodenleuchten vertikale Gliederungen und setzen nach Einbruch der Dunkelheit den Rhythmus der aus Klinkern angedeuteten Buhnen fort. In die Pflasterung wurden drei Reihen aus Lichtpunkten entlang der seeseitigen Brüstung eingelassen. Sie flankieren die Musikmuschel und schaffen hier eine eher introvertierte Atmosphäre, die zum Verweilen auf den benachbarten Granitwellen einlädt.
Bisher unwirtliche Dunkelzonen wurden durch dieses neue Beleuchtungskonzept aufgelöst. Durch die Lichtführung entstanden ansprechende formale Gliederungen, die die Attraktivität und die Aufenthaltsqualität des Ortes auch in den Abend- und Nachtstunden gewährleisten.
Resümee
Bei der Neugestaltung der Westerländer Promenade wurde mit gezielt eingesetzten Mitteln ein Raumerlebnis geschaffen, in dem sich historisch gewachsene Strukturen mit einer zeitgemäßen Formensprache verbinden. Die Naturgewalten spielen darin eine zentrale Rolle. Der Einfluss der unbezähmbaren Nordsee ist integraler Bestandteil des Konzepts und erfährt durch die verwendeten Materialien, ihre Kontraste und das Farbspiel eine ästhetische Wandlung. Verbunden mit einer subtilen Lichtinszenierung entstand so ein attraktiver Ort der Begegnung und des Verweilens, der bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit eine hohe Aufenthaltsqualität entfaltet.
Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist es gelungen, die Bewahrung der Naturressourcen mit den gestiegenen Ansprüchen an sozialen Austausch und wirtschaftliche Entwicklung zu verbinden. Das Ensemble bietet ein schlüssiges Verkehrskonzept, das große Besucherströme und ein sich ausweitendes Veranstaltungsgeschehen zulässt. Durch dauerhafte, umweltverträgliche und regionaltypische Materialien bindet sich die Anlage in den naturnahen und stadträumlichen Kontext ein.
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Planungsbüros
Siller Landschaftsarchitekten
Kiel
Mitarbeiter
Annemarie Siller, Silke Wolken-Siller, Maria von Perger, Maren Jeschke
Projektzeitraum
2004
- 2005
Auftraggeber
Tourismus-Service Westerland, Strandstraße 33, 25969 Westerland
Adresse
Strandpromenade Westerland/Sylt zwischen Brandenburger Straße und Käpt´n-Christiansen-Straße
25980 Westerland/Sylt
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Projekttyp
Plätze, Promenaden, Fußgängerzonen