Wettbewerb "Dorf trifft Stadt" - Innenstadt Viernheim

Lageplan © Herz Landschaftsarchitektur

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Visualisierung 1 © Herz Landschaftsarchitektur

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Visualisierung 2 © Herz Landschaftsarchitektur

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Konzepte © Herz Landschaftsarchitektur

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Vertiefungsplan Apostelplatz © Herz Landschaftsarchitektur

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Detailskizzen © Herz Landschaftsarchitektur

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Beleuchtungskonzept © Herz Landschaftsarchitektur

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Konzepte © Herz Landschaftsarchitektur

Vertiefungsplan Apostelplatz © Herz Landschaftsarchitektur

Detailskizzen © Herz Landschaftsarchitektur

Beleuchtungskonzept © Herz Landschaftsarchitektur

Wettbewerbsbeitrag "Dorf trifft Stadt" Viernheim - städtebaulicher Wettbewerb 2010/2011
Platzierung: Engere Wahl

„Dorf trifft Stadt“ – Gestaltung des öffentlichen Raums der Innenstadt Viernheims – Erläuterungsbericht

Leitidee:
Der Entwurf geht von der Heterogenität der Bauformen und Stadträume im Bearbeitungsgebiet aus. Diese wurden bislang teilweise durch bauleitplanerische Maßnahmen kaschiert (Baumpflanzungen) und zugestellt. Sie sollen freigeräumt, entsprechend ihrer jeweiligen Bedeutung gestaltet und miteinander verknüpft werden. Es entsteht ein neues Ganzes mit höherer Wertigkeit und eigener Identität.

Entwurfsansätze:
1. Durch das „Frei-Räumen“ verstellter Sichtachsen und wertvoller Gebäude soll das schon Vorhandene in
Wert gesetzt, mindere Bereiche durch eine hochwertige Grundstruktur (Belag, Ausstattung, Gestaltung)
aufgewertet werden.
2. Die unterschiedlichen Bauformen und –strukturen sollen verbunden werden durch:
a. eine starke Mitte (Apostelplatz) und die Hinführung zu ihr sowie
b. einen einheitlichen, durchgängigen Bodenbelag.
3. Zur (barrierefreien) Verknüpfung der Räume untereinander und mit der Mitte sollen signifikante Leitlinien
und Torelemente ausgebildet sowie Blickachsen freigelegt werden. Vom Rand zur Mitte hin verdichtet
sich das System (Punkt – Linie – Fläche).
4. Einbauten und Möblierung sowie Aufstellflächen von Ständen im Straßenraum sollen entlang der
Funktionsbänder geordnet und vereinheitlicht werden. Sie sollen robust sowie an- und abbaufähig sein.
5. Trotz der möglichen Realisierung in Bauabschnitten ist von Anfang an ein klares Freiraumkonzept
erkennbar, an dem die gesamte Maßnahme wachsen kann.
6. Die Frei- und Straßenräume sind in dem vorgegebenen Kostenrahmen realisierbar und lassen sich gut
unterhalten. Einfachheit in Material und Form dienen diesem Zweck ebenso, wie sie die Prägnanz des
Ortes steigern.

Freiraumkonzept:
Vom Zentrum des Apostelplatzes mit Apostelkirche und Rathaus aus entwickelt sich das neugestaltete Raumgefüge der Innenstadt aus Straßen- , Platz- und Gartenräumen wie folgt:
a. Die Fußgängerbereiche der Rathaus-, Schul- und Kettelerstraße bilden einen zusammenhängenden, hochwertig gestalteten Freiraum gleicher Materialität (Naturstein- bzw. Betonsteinpflaster) und Ausstattung/Möblierung, abgestuft zu den Randbereichen hin. Die Anfangspunkte werden zu Torsituationen aufgewertet durch Großbaum, Leuchtenstele, Formatwechsel beim Belag (Pflasterplatten statt Pflaster) sowie künstlerisch gestalteten Rinneneinlaufpunkten. Kreuzungspunkte (Schul-/Rathausstraße und Hofmann-, Lorscher- und Rathausstraße) und Blickpunkte (Café Grimminger am Nordende, Fachwerkhaus am Südende – beide betonen auf interessante Weise die Dialektik Dorf – Stadt) werden durch Bodenintarsien und Licht in Szene gesetzt. Die konsequente Hinführung zur Mitte (Apostelplatz) wird durch die Lineatur der Beläge (Plattenstreifen als Gehbahnen und Funktionsbänder sowie Granitwerkstein-Rinnen) erreicht.
b. Apostelplatz: Er stellt die zentrale Bühne des städtischen Lebens und Verweilens unter freiem Himmel dar und soll als solche dauerhaft aufgewertet werden. Der Platzbereich zwischen Kirche und Rathaus undöstlich der Kirche wird weitgehend von Bäumen und Einbauten „frei-geräumt“ und hochwertig mit Natursteinpflaster (China zertifiziert) befestigt. Historische Einbauten wie Mosaikpflaster und Brunnen werden neu befestigt (Mosaik) bzw. erhalten eine neue künstlerische Form (Wasserthron). Der südliche Seitenzugang zur Kirche wird klar gestaltet. Die Wiese vor dem Pfarrhaus ( Pfarrgarten) wird begehbar mit Belagsstreifen und formal dadurch auf Kirche und Pfarrhaus bezogen sowie durch Heilkräuter- und Staudenpflanzung aufgewertet.
c. Rathausvorfeld: Offen und extravertiert mit Stufen und Rampen (diese allesamt barrierefrei gem. DIN 18024) statt Mauern, wendet sich der Ratssaal der Kirche und dem öffentlichen Raum zu. Dies geschieht auch durch Platzierung des neuen Wassertisches (Ratsbrunnen), der Rathaus- und Kirchenvorfeld zusammenführt und den Platzbereich am Café belebt. Aus der Hinterhofsituation des Parkplatzes hinter den Pavillons wird ein öffentlicher multifunktionaler Raum, beisp. für sommerliche Außenbewirtung (Ratscafé), aber auch weiterhin als Vorfahrt und für temporäres Parken bei wichtigen Empfängen im Rathaus (ggf. bis zu einer Verlegung des Rathauseinganges auf die Nordseite). Sitzstufen ermöglichen den schattigen Aufenthalt und die Nutzung für Freilichtevents (Sommertheater). Die Sommerbühne verbleibt im Vorfeld von Rathaus und im Bewirtungsbereich des Times-Cafés, wird jedoch aus dem unmittelbaren Haupteingangsbereich wegverlegt. Das Rathausplateau wird freigeräumt (Fahrradständer, überbreite Rampenbauten) und erhält ein formales Heckenparterre ( Ratsgarten) als Aufenthaltsbereich und Grünarchitektur.
d. Parkplatz Neuer Markt: Der Neue Markt muss neben einer hohen Parkierungsdichte auch als innerstädtischer Platzraum und Entrée zum Rathaus Gestalt aufweisen. Dies geschieht durch Aufwertung des Platzbelags (gestrahltes Betonpflaster) und Verortung der Mitte durch eine Großbaumgruppe aus Ratslinden. Die Parkstände werden neu geordnet, der Platz nimmt die südlich vor dem Rathaus wegfallenden Dauerparkplätze auf.
e. Satonevri-Platz (Kulturgarten) : Als hybrider Freiraum („halb Garten, halb Platz“) wird die Künstlichkeit dieses unterbauten Bereiches (Tiefgaragendach) dargestellt anhand der Rasteranordnung der Belichtungspyramiden. Hieraus wird die Neugestaltung aus Bändern abgeleitet, die teils grün, teils wassergebunden, einen grünen Platz bzw. einen begehbaren Garten abgeben. Sitzbereiche sind rings um die Lichtpyramiden angeordnet, die nachts beleuchtet und inszeniert werden. Die Bäume werden teilw. erhalten, jedoch der Gesamtbestand deutlich ausgelichtet, die Grünbänder teilweise mit Stauden bepflanzt. Ein bepflanzter Laubengang („Leselaube“) begrenzt den Raum, ein Vorplatz zur Bibliothek ermöglicht Autorenlesungen. Ein Spielbereich für Jung und Alt wird integriert im Rahmen eines gesamtstädtischen Spielkonzepts („wandernde Linie“) und trägt dem Thema Gesundheit und Spiel Rechnung (Thema Balance). Lesen und Spiel gehören, wie im klassischen Gymnasium (Nähe zum Goethe- Gymn.) , zusammen.
f. Rovigoplatz: Durch „Frei-Räumen“ überzähliger Miniaturbäume (Kugelahorne), hochwertige Platzbefestigung und sparsame, hochwertige Ausstattung mit Trink- bzw. Marktbrunnen und Jugendtreffpunkt wird der Platz zum offenen Raum für Aufenthalt und Markt (Vergrößerung der Aufstellfläche), in den auch der Verbindungsweg von der Robert-Koch-Straße her einmündet. Der verkehrsberuhigte Schulstraßenbereich und die neu geordnete Tiefgaragenzufahrt (Entfernung von Stellplätzen unmittelbar an der Hallenbadwand) lassen gefahrlosen Aufenthalt für Jugendliche zu und verbessern den Gesamtbereich.

Belag , Möblierung und Ausstattung, Bepflanzung, Licht- und Infokonzept:
Ganz im dörflichen Erbe, zielt der Materialkanon auf „einfache, aber gute“ Materialien und Ausstattung ab. Am Gegensatzpaar „Pflaster – Platte“ (= klein – groß) wird der Dialog Dorf – Stadt weitergeführt. Die Pflasterung aus braunrötlichem Granit (China, zertifiziert) durchzieht als einheitlicher Teppich alle Straßen- und Platzbereiche, während die großformatigen hellgrauen Betonplatten (1,50 x 1,50 x 0,14 m) als Linien und Richtungsgeber in Form von Gehbahnen und Funktionsschienen (Träger der Stadtmöblierung und –ausstattung) in Erscheinung treten und damit Teil des Infoleitsystems sind (auch Blindenleitsystem!). Dem dienen auch die Granit-Werkstein-Rinnen. Wassertisch und –thron werden aus Basalt (Tisch) und Muschelkalkstein (Thron) gefertigt. Die Belagsoberflächen sind gesägt und geflämmt (Granitpflaster), gestrahlt (Betonpflaster) bzw. Sichtbeton (Platten) und somit gut begehbar und per Fahrrad zu benutzen sowie barrierefrei.
Stadtmöblierung und konstruktive Einbauten (Sitz- und Bankpoller, Baumscheiben, Trinkbrunnen, Fahrradständer etc.) sind aus hellgrauem Betonwerkstein und farbbeschichtetem Stahl, ergänzt durch (teils berankte) Stahlkonstruktionen (Rankspalier, Bankauflagen) eventuell kombiniert mit Holz. Die vorhandenen Mastaufsatzleuchten und zusätzliche Stahlpoller und Pflanzgefäße ergänzen diese Haltung, ebenso ein guter Katalog für die Außenmöblierung der Gastronomie und der Ladenauslagen sowie die Spielelemente („rote Linie“). Alle Ausstattungselemente aus Stahl sind demontierbar.
Das Bepflanzungskonzept geht vom Bestand aus, der erhalten, aber im Straßenbereich und am Satonevriplatz deutlich ausgedünnt wird (Rathausstraße ca. jeder Zweitbaum). Im Bereich schadhafter Baumbestände (Robinien) ist auch geringfügig Neupflanzung geplant. Zusätzlich sollten die Baumgruben durchgängig nach dem neuesten Stand der Technik (FLL-Baumgruben) hergestellt werden, was aufgrund des weitgehend noch geringen Alters durchgängig möglich sein dürfte. Neben der alten Eiche wird ein neuer Standort vorbereitet für die spätere Ersatzpflanzung. Im Bereich der Gärten (Pfarr-, Rats-, Kulturgarten) werden Blütenbaumsolitäre zur Belebung des Stadtbildes gepflanzt. Auch einheitliche Blumenkübel tragen dem Rechnung.
Heckenbänder an Randbereichen und am Satonevriplatz und Heckenkoffer im Ratsgarten strukturieren den Raum, Rankgehölze entlang der Pergola komplettieren das Konzept.
Das Freiraumkonzept ermöglicht ein einfaches, robustes Regenwasserkonzept, das Dach- und Oberflächenwasser über offene Rinnen verzögert abführt. Da die Bodenverhältnisse eine direkte Versickerung nicht ermöglichen, bleibt Retention und /oder Rigolenversickerung nur gärtnerischen Teilbereichen vorbehalten.
Das Lichkonzept geht vom ebenfalls Bestand aus (Erhalt und Neuplatzierung der Aufsatzleuchten), vom Hersteller wird eine Masterhöhung empfohlen. Die wichtigen Gebäude und Blickpunkte werden angestrahlt, die Eingangsbereiche durch erhöhte Lichtstelen inszeniert. Bodenstrahler beleuchten wichtige Bäume; Brunnen und andere Skulpturen werden mit LED-Elementen inszeniert.
Das Infoleitsystem ist signifikant und einfach („erkennbar-unauffällig“).

Realisierung, Unterhalt, Wirtschaftlichkeit
Die Freiraumgestaltung ist leicht in den vorgesehenen Bauabschnitten zu realisieren. Die Verwendung von Natursteinpflaster für weite Belagsbereiche ist dauerhaft und nachhaltig und im geplanten Investitionskostenrahmen möglich durch Verwendung von chinesischem Material mit Zertifizierung für humane Herstellungsbedingungen (keine Kinderarbeit). Zu den Randbereichen der Innenstadt hin wird etwas abgestuft und Betonsteinpflaster gelegt, wodurch auch Kosten eingespart werden. Der Erhalt der Mastleuchten, der weitgehende Erhalt der Bäume (wenig Neupflanzung, mehr Auslichtung) und die einfach-gute Ausstattung wirkt sich ebenfalls kostengünstig günstig aus.

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Planungsbüros

Herz Landschaftsarchitektur - Dietmar Herz
Baden-Baden

Mitarbeiter
Eva-Maria Steuerl
Benjamin Gorzawski

Projektzeitraum
WB 2010