Ein suffizientes Stadtquartier für Flensburg Kooperatives Verfahren zum städtebaulichen Rahmenplan Flensburg Hafen-Ost

Der Hafen-Ost in Flensburg ist mit seiner Lage am Wasser und der Nähe zur Innenstadt ein Filetstück. Mit dem Umzug des Industriehafens wurde an dieser Stelle ein großes Potenzial für die städtebauliche Entwicklung geschaffen.

Ein gemischtgenutztes und suffizientes Stadtquartier wird hier entstehen. Es basiert auf acht „Leitlinien für die Entwicklung eines nachhaltigen urbanen Quartiers“. Wie ein solches Quartier aussehen kann, wird mit einem städtebaulichen Rahmenplan beantwortet, der von den Büros Cityförster, Urban Catalyst und R+T Verkehrsplanung GmbH erarbeitet wird.

Gemein­sam mit Gehl Architects begleiten wir die Rahmenplanung mit einem kooperativen Verfahren. Damit wurden die vielfältigen Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt, die an das Gebiet geknüpft sind.

Als erste Veränderung am Hafen-Ost ist vor Ort an der Harniskaispitze eine räumliche Intervention entstanden. In einem Bauworkshop haben wir gemeinsam mit Stadtkontraste und unter Beteiligung von jungen Flensburger:innen Sitzelemente, eine Ausstellungsfläche und Skulpturen gebaut – den Zukunftsanker. Im Sinne der Suffizienz wurden hier vor allem gebrauchte Materialien verbaut: Boots-Fender, Paletten, zwei Kajaks und eine Jolle, Wasserkanister sowie Lüftungshauben aus einem der Silos. Die Materialien haben wir vor Ort gefunden oder als Spende erhalten.

Das kooperative Verfahren setzte sich aus Stakeholder-Workshops und öffentlichen Veranstaltungen zusammen. In drei Workshops brachten u. a. Grundstückseigentümer:innen und Pächter:innen, potenzielle Nutzer:innen, Vertreter:innen von Verbänden und aus der Stadtverwaltung sowie Suffizienz Expert:innen der Universität Flensburg ihr Know-how ein. Dabei kamen auch Kreativ-Methoden wie Lego Serious Play zum Einsatz.

Bei zwei Öffentlichkeitsveranstaltungen folgten jeweils ca. 150 bis 200 Bürger:innen der Einladung, bei der Planung mitzuwirken. Wegen der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen fand die erste Veranstaltung digital statt. Um Mitmachangebote anzubieten und jede:n zu Wort kommen zu lassen, kam das Echtzeit-Umfragetool Mentimeter zum Einsatz. Außerdem wurde in Kleingruppen diskutiert. Die Ergebnisse haben wir öffentlich in einem digitalen Whiteboard dokumentiert. Die zweite Veranstaltung fand im Juni 2022 vor Ort und draußen statt. An Marktständen und im Plenum konnten die Teilnehmenden Hinweise, Kritik und Lob einbringen.

Der Prozess wurde mit vielfältiger Öffentlichkeitsarbeit begleitet: mit Plakaten und Aushängen am Zukunftsanker, Pressearbeit, Werbung in Bussen, vor allem aber online über Newsletter sowie die Websites von Stadt und Sanierungsträger.Ergänzend wurden die Flensburger:innen über Instagram und Facebook auf dem Laufenden gehalten.

Das Planungsteam erarbeitete aus den Ergebnissen der Workshops drei Szenarien und im darauffolgenden Schritt ein Syntheseszenario, das Grundlage des Entwurfs für den Rahmenplan war. Dieser wurde nach der Stakeholder-Beteiligung und der Diskussion mit den Flensburger:innen überarbeitet. Der Rahmenplan soll 2023 in der Ratsversammlung beschlossen werden. Er bildet die Basis für die Entwicklung des Hafen-Ost. Eine öffentliche Präsentation und eine Ausstellung sind geplant.