Energieberg Georgswerder Abendlicht © 2013 Hanns Joosten
Lageplan historischer Schichten © Häfner/Jiménez
Ankunft am Horizontweg © 2013 Bente Stachowske IBA Hamburg GmbH, B. Stachowske
Blaue Stunde © 2013 Bente Stachowske IBA Hamburg GmbH, B. Stachowske
Horizontweg nördlicher Bogen, Energieberg Georgswerder © 2013 B. Stachowske IBA, B. Stachowske
Horizontweg am Horizont © 2013 Bente Stachowske IBA Hamburg GmbH, B. Stachowske
Industrielandschaft © 2013 Bente Stachowske IBA Hamburg GmbH, B. Stachowske
Horizontweg © 2013 Johannes Arlt IBA Hamburg GmbH, Johannes Arlt
Horizontweg © 2013 Johannes Arlt IBA Hamburg GmbH, Johannes Arlt
Luftbild fern © 2013 IBA Hamburg GmbH
Horizontweg südlicher Bogen, Energieberg Georgswerder © 2013 M. Sauerzapfe
Horizontweg südlicher Bogen, Energieberg Georgswerder © 2013 M. Sauerzapfe
Eine artifizielle, den Berggipfel umrundende Promenade - der Horizontweg - bietet freien Ausblick nach allen Seiten und lädt zum Aufenthalt auf dem "Berg" ein. Nachts bescheint ein geheimnisvoll leuchtender weißer Ring den Energieberg. Von weitem sichtbar ist er eine Landmarke für Hamburg. Die gesicherte Deponie, einst nur als "Müllberg" wahrgenommen, wird zum nutzbaren Freiraum und neuem Ausflugsziel.
Der Deponiehügel Georgswerder auf der Elbinsel Wilhelmsburg wurde im Rahmen der IBA Hamburg zu einem regenerativen Energieberg entwickelt. Allein mit Windkraft und Sonnenenergie versorgt er 4000 Haushalte mit Strom.
Dazu ist er als Aussichtspunkt öffentlich zugänglich gemacht worden.
Der rund 40 Meter hoch aufragende, weithin sichtbare und begrünte Hügel hat eine bewegte Geschichte. Nach dem Krieg wurden auf den flachen Wiesen Trümmer und Hausmüll aufgetürmt, später kamen giftige Industrieabfälle wie Lacke und Farben hinzu. 1979 wurde der Deponiebetrieb offiziell eingestellt, doch 1983 stellte sich heraus, dass am Fuß des künstlichen Hügels hochgiftiges Dioxin austrat und ins Grundwasser gelangte. Der Deponiehügel und der Untergrund wurden daraufhin aufwändig gesichert. Anschließend wurde die Deponielandschaft mit einer Kunststoffdichtungsbahn gesichert und mit Oberboden überdeckt und die ersten Windkraftanlagen gebaut. Bis heute wird das Grundwasser mit umfangreichen technischen Maßnahmen geschützt.
Heute öffnet sich der Energieberg der Stadt. Der Hügel als technisches Bauwerk bleibt auch in Zukunft eine geschlossene und gesicherte Deponie. Aber er bietet eine fantastische Aussicht Sicht über die Hamburger City, den Hafen, über den Hafen, Industrie und Autobahn und die grüne Ebene. Mit der Öffnung wurde eine Fläche von der Größe der Binnenalster als öffentliche Informationslandschaft und dem Horizontweg als Aussichtspromenade zugänglich gemacht. Und auch in anderer Hinsicht erweitert er den Horizont: Durch die Chance für eine kleine Bildungsreise, die von der Verwandlung einer giftigen Altlast in einen Standort für regenerative Energieerzeugung erzählt.
Die tragende Idee ist der Horizontweg, eine den Berggipfel umrundende Promenade, aus der Topografie entwickelt, sich in Teilen an ihn anschmiegend, in Teilen auf Stahlstützen ausschwingend. Aber immer exakt auf einer Höhe unterhalb des höchsten Punktes. Über den barrierefreien Serpentinenweg oder den abgetreppten Shortcut erschlossen, wird der Ort der Ankunft mit Blick auf die Türme der Hamburger Innenstadt mit flankierenden Sitzstufen zum Entrée. Die Außenseite der Reling des Horizontweges wird in der Dunkelheit mit LEDs beleuchtet und verwandelt
den Berg zur weit sichtbaren Landmarke.
Ein Informationsgebäude am Fuße des Bergs mit einer Ausstellung zur Geschichte der Deponie komplettieren das IBA-Projekt.
Juryurteil: Nachhaltigkeit beweist sich nicht zuletzt wie wir mit den bedauerlich großen Abfalllandschaften unserer Gesellschaft weiter verfahren. Hierzu bietet der Energieberg Georgswerder einen überzeugenden Beitrag der Auseinandersetzung. Bis Ende der 70er Jahre als riesiger Müllberg an einem der Eingänge der Hansestadt Hamburg entstanden, erlangte er traurige Berühmtheit als ein lebensbedrohlicher, Dioxin verseuchter Ort.
Über die reine Sicherungsmaßnahme hinaus wagte man nun in Hamburg mit möglichst geringen invasiven Eingriffen die Rückgewinnung dieses von Menschen geschaffenen Bergs als Lebens- und Erfahrungsraum. Als ein Ort der Auseinandersetzung mit den Folgen unserer Abfallwirtschaft, aber auch unserer Möglichkeiten regenerativer Energiegewinnung erhielt der Berg eine neue Bedeutung.
Mit der sinnfälligen Gestalt des Loop-Bandes ohne erkennbaren Anfang und Ende erstreckt sich nun ein weit ausladender Steg über dem Müllberg, der die Besucher nicht nur die verschiedenen Formen regenerativer Energiegewinnung - inklusive der Nutzung des Abfallgases - nahe bringt, sondern auch sehr gelungen zur Entdeckung der vielgestaltigen Stadtlandschaft Hamburgs einlädt. Klug positioniert und dimensioniert entlang der verschiedenen Energiegewinnungsanlagen ist der Loop weit mehr als nur ein neuer Weg, sondern vielmehr ein sehr zeitgenössischer Raum für verschiedene Interessen und Aktivitäten. Im Gegensatz zu vielen Bauten ist zudem dieser Loop bewusst nachhaltig und leicht reversibel konzipiert, um wieder in eine Kreislaufwirtschaft zurückgeführt werden zu können.
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Planungsbüros
häfner jiménez betcke jarosch landschaftsarchitektur gmbh
Berlin
Mitarbeiter
Häfner/Jiménez, Büro für Landschaftsarchitektur, Winfried Häfner, Jens Betcke, Thomas Jarosch, Anne Rauhut, Jenny Sprafke
Mitarbeiterin: Claudia Hilt
Weitere Planer
Konstruktion Horizontweg
Sauerzapfe Architekten
Planung Ausstellungsgebäude
Konermann + Siegmund Architekten
Tragwerksplanung Horizontweg
ifb frohloff staffa kühl ecker
Elektroplanung
IBB Ingenieurbüro Siebeck
Beleuchtungsplanung
Edgar Schlaefle Lichtdesign
Bauüberwachung
UMTEC Prof. Biener I Sasse I Konertz mbB
Herstellung Parkplatz Ausstellungsgebäude
von Oertzen GmbH
Herstellung Zuwegung
Wulf GmbH
Bau Horizontweg
ARGE Jürgen Martens GmbH & Co. KG / Eggers Tiefbau GmbH
Projektzeitraum
2009
- 2013
Größe
110.000m2
Bausumme
4.88 Mio. €
Auftraggeber
Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt - Bodenschutz/Altlasten
IBA Hamburg GmbH
Adresse
Fiskalische Straße 2
21109 Hamburg
Deutschland
Projekt auf Karte anzeigen
Auszeichungen & Preise
Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 2015
Sonderpreis Nachhaltige Außenanlage
Projekttyp
Parkanlagen und Grünflächen
Freianlagen für Gewerbe und öffentl. Einrichtungen
Plätze, Promenaden, Fußgängerzonen