Gesamtkonzeption südlich Kreuzstauden im Grießenbacher Moos Biotopgestaltungsmaßnahmen im Rahmen der Herstellung von Ökokontoflächen

Südrand an der A 92 mit großzügiger Wasserfläche und Steilufer als Zugangshindernis © 2011  Linke + Kerling

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im Winter steht der Bereich großflächig unter Wasser © 2011 Linke + Kerling

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und bietet der Strukturreichtum wertvolle Rückzugsräume für Tiere © 2001 Linke + Kerling

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das Grießenbacher Moos im Frühjahr und Herbst - ein Rückzugsort für Zugvögel © 2016 Linke + Kerling

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im Frühjahr erwacht das Mosaik aus feuchten Mulden, Wasserflächen und trockenen Rücken, die Wiesenbüter beginnen ab März zu brüten © 2010  Linke + Kerling

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im Sommer blühen auf den Dämmen die extensiven Wiesenflächen © 2008 Linke + Kerling

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im Spätsommer und Herbst erfolgen regelmäßige Pflegegänge, die Uferbereiche mit Röhricht werden gemäht © 2016 Linke + Kerling

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hoch anstehendes Grundwasser führt in den Wintermonaten zu einer flächigen Überstauung © 2016 Linke + Kerling

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Gesamtkonzeption © 2012  Linke + Kerling

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Südrand an der A 92 mit großzügiger Wasserfläche und Steilufer als Zugangshindernis © 2011  Linke + Kerling

im Winter steht der Bereich großflächig unter Wasser © 2011 Linke + Kerling

und bietet der Strukturreichtum wertvolle Rückzugsräume für Tiere © 2001 Linke + Kerling

das Grießenbacher Moos im Frühjahr und Herbst - ein Rückzugsort für Zugvögel © 2016 Linke + Kerling

im Frühjahr erwacht das Mosaik aus feuchten Mulden, Wasserflächen und trockenen Rücken, die Wiesenbüter beginnen ab März zu brüten © 2010  Linke + Kerling

im Sommer blühen auf den Dämmen die extensiven Wiesenflächen © 2008 Linke + Kerling

im Spätsommer und Herbst erfolgen regelmäßige Pflegegänge, die Uferbereiche mit Röhricht werden gemäht © 2016 Linke + Kerling

hoch anstehendes Grundwasser führt in den Wintermonaten zu einer flächigen Überstauung © 2016 Linke + Kerling

Gesamtkonzeption © 2012  Linke + Kerling

Zielsetzung: Herstellung von Feuchtlebensräumen und die Wiedervernässung des Niedermoortorfes. Somit zeigt das Projekt ein Beispiel für einen gelungenen Moorschutz auf und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Klimaanpassung. Die Bedeutung der Niedermoore im Naturhaushalt ist anhand von vier Faktoren messbar:

1. Speicherfunktion als Stickstoffdepot mit bis zu 75 Tonnen Stickstoff je Hektar und Meter Torfmächtigkeit sowie als Kohlenstoffsenke mit bis zu 686 Tonnen Kohlenstoff je Hektar und Meter Torfmächtigkeit (Kuntze 1973, Göttlich 1990, zitiert in Lenz 1994); Ziel ist der Erhalt eines hohen Rückhaltevermögen für nicht sorbierbare Stoffe wie Nitrat (Stickstoffdepot),

2. Filterfunktion durch Festlegung von Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor oder organischer Verbindungen, quasi ein „nachwachsender Aktivkohlefilter“, der reinigend für das Grundwasser wirkt,

3. Retentionsfunktion bzw. „Schwammfunktion“ in Phasen des Starkregenabflusses und somit eine gewisse Minderung von Hochwasserabfluss-Spitzen; diese ist v. a. in den feuchten Wintermonaten an der nahezu flächigen Überstauung ablesbar,

4. Lebensraumfunktion für seltene Pflanzen- und Tierarten.

Das Planungsgebiet „südlich Kreuzstauden“ umfasst insgesamt 10,1 ha einschließlich der mit einbezogenen sog. „Landkreisfläche“. Es stellt eine Erweiterung und sinnvolle Abrundung der auf der Fl.Nr. 900/4 im Nordosten zunächst punktuell hergestellten und 2008 nochmals überplanten Maßnahme des Landkreises Landshut dar (ca. 25 %). Die weiteren 75 % der Fläche wurden in sieben Bauabschnitten hergestellt und dienen als Ausgleichsmaßnahme nach § 1a BauGB für die südlich der Autobahn entwickelten Gewerbeflächen. In den Jahren 2001 bis 2012 ist ein Sekundärlebensraum entstanden, der an die Landschaftsstruktur der Flutrinnen bzw. „Seigen“ angelehnt ist und wiesenbrütenden Vogelarten sowie seltenen Pflanzengemeinschaften, z. B. Pfeifengraswiesen und Nasswiesen aber auch Kalkmagerrasen, Entwicklungsmöglichkeiten in dem sonst intensiv genutzten Naturraum des Unteren Isartals bietet. Die Fläche ist als Teil eines privaten, gewerblichen Ökokontos entwickelt worden. Hierbei erfolgte ein regelmäßiges Monitoring der Biotopgestaltungs- und Pflegema߬nahmen, zweimal jährlich. 2012 wurden Eigentum und Monitoring an die untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Landshut übertragen.

Das Planungsgebiet ist Teil eines übergreifenden Konzeptes im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes „Moor- und Wiesenbrüterschutz im Mettenbacher und Grießenbacher Moos“, das vom Landkreis Landshut als Projektträger durchgeführt wird. Der insgesamt 480 ha umfassende Bereich des Naturschutzgroßprojektes am Nordrand des Isartals weist hierbei noch Torfmächtigkeiten von 1 bis 3 m auf. Die naturschutzfachliche Bedeutung des Projektgebietes ergibt sich aus dem hohen Potential an gefährdeten und seltenen Arten und deren Lebensräumen, seiner herausragenden Funktion für den Schutz abiotischer Ressourcen (Boden, Grundwasser, Atmosphäre) und seiner Lage und Funktion als ein „Kerngebiet des landesweiten Biotopverbunds“ (Lage an Wanderungsachse und Vogelzug-Korridor Isartal). Trotz bestehender Beeinträchtigungen (Ausgangszustand großflächige Ackernutzung) ist ein hohes standörtliches Entwicklungspotential durch eine Wiedervernässung und die Förderung extensiv genutzter Flächen mit Dauerbewuchs gegeben.

Niedermoore können sowohl bedeutsame Stoffsenken als auch Stoffquellen für klimarelevante Gase darstellen. Während intakte Niedermoore durch ihre gehemmte Mineralisation z. B. Kohlenstoff und Stickstoff in großen Mengen festlegen, führt eine Entwässerung von Niedermoorböden zur Freisetzung erheblicher Mengen an NOX, N2O und CO2.
Intakte Niedermoore sind einer der rarsten Lebensräume in ganz Bayern. Es sind nur noch 9 % der im Jahre 1914 kartierten Niedermoorgebieten vorhanden. In Bayern beträgt der Anteil 2,3 % an der Landesfläche. Im insgesamt 480 ha großen Projektgebiet des „Grießenbacher und Mettenbacher Mooses“ bestehen noch auf zwei Drittel der Fläche Moormächtigkeiten von über 1 m, bei einem Viertel von über 2 m und kleinflächig im Grießenbeck´schen Forst von mehr als 3 m. Damit sind die Torfmächtigkeiten deutlich höher als bei den weiteren Talrand-Staumooren des Unteren Isartals. Zielsetzung ist es, die grundsätzlichen Funktionen eines intakten Niedermoores zu erhalten bzw. durch lokale Sanierung von Niedermoorböden wiederherzustellen.

Innerhalb des Projektgebietes „Grießenbacher und Mettenbacher Moos“ ist eine Vielzahl seltener und gefährdeter Arten beheimatet. Bei den Tierarten besitzt das Projektgebiet eine landesweite Bedeutung. Insbesondere die Wiesenbrüter-Leitart, der Große Brachvogel, weist überdurchschnittliche Brutbestände auf. Während die Art bayernweit rückläufig ist, ist ihr Vorkommen innerhalb des Projektgebietes in den letzten Jahren stabil geblieben. Etwa 17 % des Brachvogelbestandes von ganz Niederbayern brüten innerhalb des Projektgebietes. Für das Gesamtprojekt „Moor - und Wiesenbrüterschutz im Grießenbacher und Mettenbacher Moos“ werden drei Hauptziele genannt:

1. lokale Sanierung von Niedermoorstandorten durch Wiedervernässung des Moorkörpers in hydrologisch abgegrenzten Bereichen mit einer Moormächtigkeit von mind. 1 m; das heißt Einleitung von Wasser oder Aufstau nur in Teilgebieten, die rundum von Gräben begrenzt sind und sich somit nicht auf die umgebenden landwirtschaftlichen Flächen auswirken.

2. Restitution von Niedermoorlebensräumen: Wiederherstellung von Kalkflachmooren und Stromtal-Pfeifen-graswiesen durch Bodenabtrag auf grundwassernahen Standorten, um Standortvoraussetzungen für Pflanzengemeinschaften der ursprünglichen Kalkflachmoore zu schaffen, Bestandsetablierung durch Übertragung von Mähgut, gezielte Maßnahmen zur Art-Anreicherung, hier z. B. die Ansiedlung des Wohlriechenden Lauchs.

3. Verbesserung der Habitatstruktur für Wiesenbrüter, z. B. durch Grünland-Extensivierung, Umwandlung von Acker in Grünland, Strukturanreicherung, Wiedervernässung und Rückbau von Wegen. Etwa 17 % des Brachvogelbestandes von ganz Niederbayern brüten innerhalb des Projektgebietes. Durch die Maßnahme konnte im Bereich südlich Kreuzstauden z. B. der Rotschenkel wieder angesiedelt werden.

Das 10 ha große Umsetzungsgebiet liegt in der Zone 11 „Östliches Wiesenbrüter-Kerngebiet“, dem sog. „Unterköllnbacher Moos“. Folgende Maßnahmen wurden im konkreten Bereich „südlich Kreuzstauden“ umgesetzt:
- Ausleitung bzw. Anstau und Ausleitung von Wasser aus dem östlich angrenzenden Graben,
- Anlage (flacher) Rinnen und Mulden zur Wasserverteilung in der Fläche,
- Tieferlegung der Geländeoberfläche im Zuge eines Bodenaustauschs und Wiedereinbau des Torfes mit gezielter Wiedervernässung,
- Impfung mit Heudrusch aus benachbarten Lieferbiotopen.

Im Einzelnen wurde das Gelände „südlich Kreuzstauden“ im Mittel um 0,6 bis 1,2 m abgesenkt auf 369,80 bis 370,40 müNN. Hierbei wurden die Torfschichten und darunter bindige Schichten gezielt wieder eingebaut. Zudem wird nun das aus dem Oberköllnbacher bzw. Unterköllnbacher Moos herangeführte Wasser und das Sickerwasser aus den an den Grabenlauf angrenzenden Moosgrundstücken gezielt in die Landkreisfläche im Nordosten eingeleitet (Wiedervernässung). Im Rahmen der Gesamtkonzeption wurde die Wasserzufuhr auf 75 % der Mittelwassermenge erhöht und in ausgedehnten Muldenbereichen eingestaut. Diese „Seigen“ sind zeitweise überstaut, in den Wintermonaten zum Teil großflächig auf bis zu 50 % der Gesamtfläche. Mit etwa 10 cm bis max. 30 cm Wassertiefe handelt es sich um sog. Watbereiche. Es entwickeln sich vielfältige Röhrichtgesellschaften. Das Wasser verdunstet in den Sommermonaten – die Mulden fallen teilweise trocken – und wird zudem sehr langsam in das Grundwasser versickert. Es entstehen für die hier vorkommenden wiesenbrütenden Vogelarten wertvolle Lebensräume zur Nahrungsaufnahme (= vordringliche Entwicklungs¬maßnahme des Naturschutzes). Gleichzeitig bleibt der Torfkörper feucht und mineralisiert nicht.

In den Bauabschnitten BA I – BA IV sind zwischen den Muldenbereichen, die in den Sommermonaten zeitweilig trocken fallen, sehr flache Dämme ausgebildet, durch die das Wasser sickert. Diese Rücken sind gezielt aus quartärem sandig-kiesigen bis schluffigen Material ausgebildet worden. Die Böschungs-neigungen sind so flach, dass eine Bewirtschaftung mit landwirtschaftlichen Maschinen möglich ist. Hier wurde durch Heusaat die Entwicklung zu Duftlauch-Pfeifengraswiesen bzw. Kalkmagerasen initiiert.

Bei der Projektrealisierung stand die Verbindung von abiotischen und biotischen Zielsetzungen wie Boden- und Wasserschutz, Klimaschutz und Entwicklung von Wiesenbrüter-Lebensräumen im Vordergrund. Die 10 ha große Fläche zeigt als ein Baustein im NATURA 2000 Gebiet bereits fünf Jahre nach Fertigstellung sichtbare Ergebnisse und ist beispielhaft für weitere Umsetzungsmaßnahmen.

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Planungsbüros

Linke + Kerling
Landshut

Mitarbeiter
Helen Haushahn, Landschaftsarchitektin

Projektzeitraum
2001 - 2012

Größe
10,1 ha

Auftraggeber
Auftraggeber: Fa. ISARKIES Wohn- u. Gewerbegrund GmbH & CoKG
Am Steinberg 1
84051 Unterwattenbach

Adresse

84100 Niederaichbach
Deutschland

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Projekttyp
Abbau- und Rekultivierungsplanungen
Biotopverbund- und Artenschutzkonzepte
Gewässerentwicklung, Hochwasserschutz
Eingriffsregelung und Kompensation
Pflege- und Entwicklungsplanung, Managementpläne
Tourismusentwicklung und Erholungsplanung
Regionale Entwicklungskonzepte
Projekt- und Verfahrensmanagement