Gendarmenmarkt Berlin Gestaltungs- und Nutzungskonzeption

Die Platzgestalt - Ein prächtiger Raum

Die Entstehung des Gendarmenmarktes als ein Element barocker Stadterweiterung prägt noch heute seinen städtebaulichen Charakter. Vor allem im Kontext benachbarter Stadträume wie dem Lustgarten, dem Bebelplatz und dem neu entstehenden Humboldtforum zeigt sich seine eigenständige Identität.

Das Gegenüber der Dombauten und die charakteristische Nord-Süd-Ausrichtung sind wesentliche Merkmale, die den Gendarmenmarkt in besonderer Weise auszeichnen. Wie kein zweiter Platz präsentiert er auf eindrucksvolle Weise die repräsentative Architektur der klassizistischen Epoche. Die Erstreckung über drei Straßenquartiere der Friedrichstadt eröffnet einen weiten städtischen Raum, der die prachtvollen, sehr plastisch gegliederten Gebäude erst richtig zur Geltung bringt. Vor allem die Treppenanlagen der historischen Bauten unterstützen diese repräsentative Wirkung. Sie sind nicht nur funktionale Zugänge und architektonisches Element, sondern ermöglichen es auch, den Platz aus einer erhöhten räumlichen Perspektive zu betrachten. Gleichzeitig erheben sich damit die Bauten auf einen hohen Sockel, was ihre würdevolle Wirkung noch unterstreicht. Die in der städtebaulichen Figur ablesbaren Symmetrien sind ein wesentliches Merkmal der Raumgestalt. So stehen sich die Turmbauten mit ihren großzügigen Portiken in respektvollem Abstand gegenüber und geben somit dem Schauspielhaus die Möglichkeit zu seiner vollen architektonischen Wirkung. Die umgebende Platzrandbebauung unterstützt mit ihrer einheitlichen Traufhöhe das Konzept der Solitärbauten und gibt dem Platz einen würdigen Rahmen. So ist es noch heute ein großartiges Erlebnis, wenn man aus dem dichten Straßenraster der Friedrichstadt kommend unmittelbar auf den offenen, weiten Gendarmenmarkt gelangt. Wie in einer kostbaren Schatulle zeigen sich die Bauten in ihrer ganzen Schönheit und lassen sich von allen Seiten bewundern. Neben den klaren Symmetrieachsen sind auch andere räumliche Merkmale ablesbar, die dem Platzraum zu einer differenzierteren Gliederung verhelfen. Während die östliche Platzhälfte sich sehr offen und repräsentativ zur Markgrafenstraße wendet, ist der westliche Platzbereich an der Charlottenstraße durch engere Raumstrukturen gekennzeichnet. Seinen Ursprung hat diese Situation in der Komposition der Dom- und Kirchenbauten, deren Türme sich in der östlichen Platzhälfte gegenüberstehen. Diese Asymmetrie wird auch durch die eindeutige Ausrichtung des Schauspielhauses unterstrichen, welches durch eine klare Unterscheidung in Vorder- und Rückseite gekennzeichnet ist. Das Raumkonzept der unterschiedlichen Platzseiten wirkt bis in den Straßenraum hinein und so kann heute vor allem von der Markgrafenstraße aus die „Schauseite“ des Platzes erlebt werden, während gegenüber eher technische Funktionen dominieren. Die reich gegliederten Baukörper mit ihren vornehmen Fassaden und vor allem den einladenden Portalen, Portiken und Freitreppen erfordern geradezu zwingend einen offenen, großzügigen Platzraum, um ihre Wirkung entfalten zu können. Daher wiegt es umso schwerer, wenn inzwischen einige ursprünglich wohlgemeinte Veränderungen das klare städtebauliche Bild des Gendarmenmarktes beeinträchtigen. So sind es vor allem die in den letzten Jahrzehnten zu dichten Dächern herangewachsenen Baumraster aus Kugel-Ahorn, die an den Stirnseiten des Platzes und an den so wichtigen Straßenecken die Fassaden der Kirchenbauten verdecken und Blickbeziehungen unterbrechen. Die sehr niedrigen Baumkronen können keine angemessenen Proportionen zu den mächtigen Gebäuden entwickeln und erzeugen eine bedrückende räumliche Atmosphäre. Zusätzlich sind diese Bereiche durch eine Stufenanlage vom Straßenraum abgetrennt, wodurch die teilweise beengte Situation noch verstärkt wird. Der großzügige Platzbelag des Gendarmenmarktes unterstreicht die städtebauliche Grundidee und ist als übergreifendes Motiv in wohltuender Weise ablesbar. Er entspricht im Detail jedoch nicht mehr den heutigen Erwartungen an eine elegante und komfortabel nutzbare Oberfläche. Die sehr vielfältige Materialmischung steht in Konkurrenz zur eleganten Fassadengliederung der historischen Bauten und kann in der Detailqualität den gestalterischen und funktionalen Anspruch der Gebäude nicht erreichen. Die Ausstattungselemente im Bereich vor dem Schauspielhaus sowie an den Platzkanten zeugen von einer relativ einheitlichen Gestaltsprache und unterstreichen den repräsentativen Charakter des Gendarmenmarktes. Andererseits bilden vor allem die Kandelaber und Poller in ihrer kräftigen Ausformung teilweise Raumteilungen aus, die dem originären städtebaulichen Ansatz nicht entsprechen. Letztlich sind es auch die teilweise raumgreifenden Möblierungen, die den eigentlich sehr großzügigen Platz an einigen Orten wie „zugestellt“ erscheinen lassen. Obwohl die vielen Restaurants und Cafés dem Platz erst zu seinem angenehmen urbanen Flair verhelfen, wird durch ausladende Sitzmöbel, übergroße Sonnenschirme oder umfangreiche Tresenanlagen der prächtige Stadtraum stellenweise empfindlich gestört.

Städtebaulicher Kontext © Aero West, Cnes/Spot Image, DigitalGlobe, GeoBasis DE-BKG, GeoContent, GeoEye

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Raumsystem © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Situation Luftbild © Aero West, Cnes/Spot Image, DigitalGlobe, GeoBasis DE-BKG, GeoContent, GeoEye

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Raumsystem - Isometrie © 2009 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung/Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Raumsystem - Plan © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Gendarmenmarkt mit Konzerthaus und Französischem Dom Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Blickbeziehungen © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Situation Bestandslageplan © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Oberflächen Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Kugelahorn Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Steinbank Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Poller und Leuchte im Gilly-Stil Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Mosaikpflaster und Stampfasphalt Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Städtebaulicher Kontext © Aero West, Cnes/Spot Image, DigitalGlobe, GeoBasis DE-BKG, GeoContent, GeoEye

Raumsystem © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Situation Luftbild © Aero West, Cnes/Spot Image, DigitalGlobe, GeoBasis DE-BKG, GeoContent, GeoEye

Raumsystem - Isometrie © 2009 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung/Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Raumsystem - Plan © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Gendarmenmarkt mit Konzerthaus und Französischem Dom Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Blickbeziehungen © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Situation Bestandslageplan © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Oberflächen Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Kugelahorn Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Steinbank Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Poller und Leuchte im Gilly-Stil Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Mosaikpflaster und Stampfasphalt Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Die Nutzung - Ein Ort für alle Tage

Der Gendarmenmarkt zeigt sich heute als einer der belebtesten Plätze der Stadt. Er wird sowohl im Alltag wie auch zu besonderen Gelegenheiten auf die vielfältigste Art und Weise genutzt.

Die drei den Platz dominierenden Bauten geben ihm nicht nur seine wesentliche architektonische Erscheinung, sondern prägen mit ihren jeweiligen Funktionen auch die Nutzung des öffentlichen Raumes. Vor allem das Schauspielhaus (Konzerthaus) nimmt dabei mit seinen vielfältigen Veranstaltungen eine herausragende Rolle ein. Der Bühnen- und der Transporteingang orientieren sich zur Charlottenstrasse, die beengten Platzverhältnisse sowie eine Vielzahl von Mauern und Treppen erschweren jedoch die Zugänglichkeit dieser Bereiche. Dies wird teilweise noch verstärkt, wenn parkende Fahrzeuge die bereits sehr schmale Anlieferungszone verstellen. Die Publikumseingänge des Konzerthauses sind dagegen in sehr grosszügiger und repräsentativer Weise auf den Platz gerichtet. Über ein barrierefrei erreichbares Entree gelangen die Besucher in das Erdgeschoß des Gebäudes. Die darüber befindliche Freitreppe öffnet auch die Saalebene zum Gendarmenmarkt und verbindet mit einer großartigen Geste das Gebäude mit dem Platzraum. Die Treppenanlage dient dabei nicht nur der Wegebeziehung, sondern ist auch ein beliebter Ort des Aufenthaltes und wird darüber hinaus für repräsentative Zwecke genutzt. Auch die beiden Dombauten orientieren sich sehr stark zum öffentlichen Raum, wobei auch hier die grosszügigen Treppenanlagen das verbindende Element darstellen. Mit den in beiden Gebäuden befindlichen Ausstellungen wird die besondere gesellschaftliche und kulturelle Rolle des Gendarmenmarktes deutlich. Trotz der den Platz allseits umschließenden Straßen gibt es starke funktionelle Wechselbeziehungen mit den benachbarten Quartieren. Die vielfältigen Nutzungen der Randzonen haben größtenteils den hohen Anspruch des Stadtraumes aufgegriffen. Hotels, Restaurants und Geschäfte bemühen sich um hochwertige Angebote und zeigen oft auch in der Außenwirkung gestalterische Qualität. Auf diese Weise tragen sie entscheidend zur eleganten Atmosphäre des Gendarmenmarktes bei. Der Platz selbst wird im Alltag auf sehr unterschiedliche Weise genutzt. Neben den Passanten, die den Platz regelmäßig queren, sind es vor allem Touristen, die sich zu Fuß oder mit den verschiedensten Fahrzeugen über den Platz bewegen. Die Analyse der Wegebeziehungen macht deutlich, dass dabei insbesondere die östliche Platzhälfte mit ihren fotogenen Perspektiven auf die historischen Bauten sehr stark frequentiert wird. Andere Bereiche werden dagegen weniger genutzt oder sogar gemieden. Sehr ungünstig wirken sich auch in dieser Beziehung die Treppenstufen am Platzrand sowie die niedrigen Baumdächer aus, welche als räumliche und funktionale Barrieren die Wegebeziehungen stark kanalisieren. Die Beliebtheit des zentral gelegenen Gendarmenmarktes äußert sich in einer großen Zahl von Veranstaltungen und Aktivitäten, die den Platz das ganze Jahr über beleben. Insbesondere der Weihnachtsmarkt und das „Classic Open Air“ - Festival finden regelmäßig auf der Platzfläche statt. Jedoch zeugen dann oft eine Vielzahl von wenig attraktiven Containern, Zäunen und Kabeltrassen von der Schwierigkeit, diese zweifellos wichtigen Nutzungen gestalterisch angemessen in den eleganten Stadtraum zu integrieren. Nachteilig erweist sich an dieser Stelle die fehlende Infrastruktur, da die gesamte Ver- und Entsorgung in provisorischen Trassen über die Platzfläche geführt wird.

Aufenthalt auf dem Platz © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Nutzergruppen © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Nutzungsanteile © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Bewegungen auf dem Platz © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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ständige Platznutzung © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Classic-Open-Air © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Sitzen auf dem Gendarmenmarkt Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Stadtführung mit Fahrrad Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Aufenthalt auf dem Platz © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Nutzergruppen © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Nutzungsanteile © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Bewegungen auf dem Platz © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

ständige Platznutzung © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Classic-Open-Air © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Sitzen auf dem Gendarmenmarkt Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Stadtführung mit Fahrrad Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Der Verkehr – Mitten in der Stadt

Der Gendarmenmarkt wird maßgeblich durch das historisch überlieferte, orthogonale Straßenraster der Friedrichstadt geprägt. Der Platz wird von der Charlottenstraße im Westen, der Markgrafenstraße im Osten, der Französischen Straße im Norden und der Mohrenstraße im Süden gerahmt.

Eine Besonderheit des Straßennetzes besteht darin, dass die Tauben- und Jägerstraße, die außerhalb des Platzes Bestandteil des regelmäßigen Straßennetzes sind, vom Gendarmenmarkt unterbrochen werden. Auf der Westseite des Platzes sind in Verlängerung dieser beiden Straßen zwei Zufahrten baulich ausgebildet, die das Befahren des Platzes mit Fahrzeugen in Sonderfällen, zum Beispiel bei Großveranstaltungen, ermöglichen. Das rasterförmige Straßennetz gewährleistet ein hohes Maß an Flexibilität hinsichtlich der Routenwahl im Fahrzeugverkehr, was sich bei Störungen oder Havarien positiv auswirkt und zu einer weitgehend gleichmäßigen Verteilung des Verkehrsaufkommens führt. Bei temporären Veranstaltungen herrscht stets ein intensiver Verkehr am Gendarmenmarkt, wie zum Beispiel beim Auf- und Abbau des Weihnachtsmarktes. Zusätzlich entstehen teilweise Beeinträchtigungen durch Anlieferungen der Gastronomiebereiche direkt auf der Platzfläche. Während die Charlottenstraße hauptsächlich für die Andienung des Gendarmenmarktes genutzt wird, dient die Markgrafenstraße eher der touristischen Erschließung. Die den Gendarmenmarkt im Westen, im Süden und im Osten umgebenden Straßen haben hinsichtlich des Fahrzeugverkehrs ähnliche Bedeutung. Die Französische Straße ist im Vergleich als höherrangig einzustufen. Die Nutzung der den Platz umgebenden Straßen ist verkehrsrechtlich nur hinsichtlich der zulässigen Höchstgeschwindigkeit eingeschränkt. Der Gendarmenmarkt liegt in einer Tempo-30-Zone. An den Einmündungen und Kreuzungen gilt die Vorfahrtregelung „rechts vor links“. Nur die Französische Straße liegt außerhalb dieser Zone und ist entsprechend ihrer übergeordneten Erschließungsfunktion gegenüber den einmündenden Straßen vorfahrtberechtigt. An der Kreuzung Französische Straße/Charlottenstraße besteht eine Lichtsignalanlage, die für den Fußgängerverkehr die Fahrbahnquerungen über alle Zufahrten sichert. Weitere bauliche Anlagen oder betriebliche Regelungen zur Sicherung und Erleichterung von Fahrbahnquerungen über die den Platz umgebenden Straßen sind nicht vorhanden. Fußgänger gelangen meist nur mühsam auf den Platz. Sie müssen sich den Weg zwischen am Fahrbahnrand parkenden, in zweiter Spur haltenden Fahrzeugen und dem fließenden Verkehr bahnen. Treppenstufen am Platzrand behindern die barrierefreie Zugänglichkeit des Platzes zusätzlich. Im Fußgängerlängsverkehr wird die nutzbare Breite der gebäudeseitigen Gehwege sowohl in der Markgrafenstraße als auch in der Charlottenstraße durch raumgreifende Sondernutzungen, Pflanzkübel und andere Straßenausstattung wie zum Beispiel Masten und Parkscheinautomaten teilweise stark eingeschränkt. Der platzseitige Gehweg ist insbesondere im nördlichen Abschnitt der Charlottenstraße und westlich des Konzerthauses so schmal ausgebildet, dass Begegnungen von entgegenkommenden Fußgängern oder das nebeneinander Gehen nicht möglich sind. In den umgebenden Straßen bestehen keine Anlagen für den Radverkehr, sie sind innerhalb der Tempo-30-Zone entbehrlich. Auf der Platzfläche wird das Radfahren „geduldet“, obwohl es verkehrsrechtlich nicht zulässig ist. Radfahrer überqueren den Gendarmenmarkt vor allem in West/Ost-Richtung im Zuge der Tauben- und der Jägerstraße sowie diagonal von Südwesten nach Nordosten. Die Diagonale von Nordwesten nach Südosten ist wegen der Treppenstufen der Platzränder und wegen der Bepflanzung nur eingeschränkt nutzbar. Die Fahrbahnränder der den Platz umgebenden Straßen werden fast durchgängig auf beiden Seiten von parkenden Fahrzeugen belegt. Häufig wird in zweiter Reihe geparkt, da für den Lieferverkehr oder für Reisebusse keine ausreichenden Stellplatzangebote frei gehalten werden. Die parkenden Fahrzeuge verstellen die Zugänge zum Platz und beeinträchtigen wichtige Sichtbeziehungen. Das für die Verkehrssicherheit wichtige Prinzip „sehen und gesehen werden“ wird durch die parkenden Fahrzeuge insbesondere für den Fußgängerverkehr stark eingeschränkt. Gleichzeitig sind jedoch die zahlreich vorhandenen Parkhäuser und Tiefgaragen der Umgebung nicht ausgelastet. An allen Rändern des Platzes besteht ein hoher Stellplatzbedarf für Fahrräder, der durch die vorhandenen Stellplatzanlagen nicht gedeckt werden kann. Die Folge sind zahlreiche „wild“ abgestellte Fahrräder, die zu optischen Beeinträchtigungen führen und teilweise Gefahrpotenziale darstellen. Die hohe Frequenz von Reisebussen, die Besucher zum Gendarmenmarkt bringen und wieder abholen, führt insbesondere in der Markgrafenstraße zu Konflikten durch optische Störungen an der Schauseite des Platzes und erschwert die Zugänglichkeit. Der öffentliche Straßenraum wird häufig für die Dauer eines Besuches am Gendarmenmarkt zum Parkplatz für Busse und der Blick auf den Platz ist damit vollkommen verstellt. Im nördlichen Abschnitt der Charlottenstraße wurden Taxistände am platzseitigen Fahrbahnrand eingerichtet. Der ohnehin sehr schmale Gehweg wird in diesem Bereich beim Öffnen von Fahrzeugtüren für das Einsteigen der Fahrgäste in Anspruch genommen und damit zusätzlich eingeschränkt.

Parkplätze entlang der Charlottenstraße Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Schmale Gehwege - Charlottenstraße Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Lieferzone - Charlottenstraße Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Busse auf der Markgrafenstraße Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Verstellung der Blickachse - Taubenstraße Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Parkplätze entlang der Charlottenstraße Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Schmale Gehwege - Charlottenstraße Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Lieferzone - Charlottenstraße Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Busse auf der Markgrafenstraße Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Verstellung der Blickachse - Taubenstraße Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

öffentlicher Planungsprozess

Planungsprozess - Beteiligung erwünscht Seit den ersten planerischen Überlegungen zur Umgestaltung des Gendarmenmarktes wurden eine Reihe von Veranstaltungen und Diskussionen durchgeführt, um das Konzept in einem breiten Konsens zu entwickeln.

Faltplakate zum 1., 2. und 3. Bürgerforum © 2009 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung III

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Diskussionsgruppen beim 2. Bürgerforum am 11.11.2009 © 2009 k.A.

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Ausschnitt aus dem Planungsjournal, Heft 1 © 2009 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung III

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Ausschnitt aus dem Planungsjournal, Heft 2 © 2010 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung III

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Internetpräsenz © Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung III

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Faltplakate zum 1., 2. und 3. Bürgerforum © 2009 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung III

Diskussionsgruppen beim 2. Bürgerforum am 11.11.2009 © 2009 k.A.

Ausschnitt aus dem Planungsjournal, Heft 1 © 2009 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung III

Ausschnitt aus dem Planungsjournal, Heft 2 © 2010 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung III

Internetpräsenz © Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung III

Nutzungskonzept - Respektvoll und flexibel

Auch in Zukunft soll der Gendarmenmarkt von den unterschiedlichsten Nutzungen belebt werden. Voraussetzung dafür ist nach wie vor ein offenes Raumkonzept mit einer multifunktional nutzbaren Oberfläche.

Die vorhandenen Funktionen werden grundsätzlich beibehalten, jedoch in ihren Standorten überprüft und anhand der bevorzugten Blick- und Wegebeziehungen teilweise neu ausgerichtet. Dabei soll insbesondere den Gebäuden auf der Platzfläche etwas mehr „Respektabstand“ verschafft werden, um die Fassaden in ihrer großartigen Wirkung nicht zu beeinträchtigen. Nach wie vor bleiben die Cafés und Restaurants die wichtigsten Alltagsnutzungen auf dem Platz. Vor allem in der Möblierung der Schankgärten wird daher angestrebt, die zukünftige Positionierung präzise zu ermitteln und insgesamt ein möglichst einheitliches, zurückhaltendes Ausstattungssystem zu entwickeln. Der Verzicht auf allzu auffällige Farben, Logos und Werbeelemente würde der Gesamtwirkung des Raumes sehr zugute kommen. Es ist weiterhin vorgesehen, die Schankgärten nur in den Sommermonaten zu betreiben und somit dem Platz eine „Winterruhe“ zu gönnen. In dieser Zeit wird sich der Raum in einer ganz anderen Atmosphäre zeigen - nur der Weihnachtsmarkt setzt im Dezember einen ganz besonderen Akzent. Eine Vielzahl von technischen Elementen wird in Zukunft eine effektivere Platznutzung sowie einen ökonomischeren Auf- und Abbau der temporären Bauten unterstützen. So werden mit der Einrichtung einer unterirdischen Elektro-Versorgungsstation die lästigen Kabeltrassen auf der Oberfläche überflüssig, der Platz wird komfortabler und sicherer begehbar. Bodenhülsen machen es möglich, Sonnenschirme und andere Freiraummöbel fest im Boden zu verankern, um auf die schweren „Klumpfüße“ verzichten zu können. Auch in Zukunft werden Großveranstaltungen, wie zum Beispiel das traditionelle Classic Open Air, auf dem Platz möglich sein. Mit der verbesserten Infrastruktur sind dann auch dafür optimale Bedingungen vorhanden. Vor allem in Bezug auf die Art, Dauer und Intensität dieser Veranstaltungen sind jedoch höchste Maßstäbe anzulegen, um den prächtigen Platz nicht durch eine Übernutzung zu entwerten. Ziel der Gesamtkonzeption ist es daher auch, in Ergänzung zu der gestalterischen und funktionellen Planung ein „Nutzungsregularium“ zu erarbeiten, welches die dann neu geschaffenen Qualitäten möglichst dauerhaft sichert.

Nutzungen Varianten © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Nutzungsplan © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Schankgärten - Gestaltungsvorgaben Auszug aus dem Gestaltungshandbuch Gendarmenmarkt © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Nutzungskalender © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Nutzungen Varianten © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Nutzungsplan © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Schankgärten - Gestaltungsvorgaben Auszug aus dem Gestaltungshandbuch Gendarmenmarkt © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Nutzungskalender © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Verkehr - Mehr Platz am Platz

Das orthogonale Straßenraster der Friedrichstadt wird als Rahmen für den Gendarmenmarkt weitgehend unverändert übernommen und die bestehenden Straßenverbindungen bleiben erhalten. Die kürzlich sanierte Markgrafenstraße sowie die Französische Straße und die Mohrenstraße sollen baulich nicht verändert werden.

Die Französische Straße wird zukünftig für den motorisierten Individualverkehr (MIV) eine höhere Bedeutung erhalten. Zur Sicherung des Radverkehrs sollen in diesem Straßenzug durchgehend Schutzstreifen auf der Fahrbahn angeordnet werden. Für die Charlottenstraße wird eine bauliche Veränderung vorgeschlagen. Die Fahrbahnbreite soll auf 9 m verringert werden, wodurch sich unter Beibehaltung der Gehwege auf der Westseite die Breite des platzseitigen Gehwegs deutlich verbreitert. Damit wird für den Fußgängerlängsverkehr westlich des Konzerthauses ein ausreichend breiter Seitenraum geschaffen. Die betrieblichen Regelungen für den fließenden MIV werden zunächst beibehalten. Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Markgrafenstraße wurde an der Kreuzung mit der Französischen Straße eine Lichtsignalanlage errichtet. Diese sichert die Fahrbahnquerungen für den Fußgängerverkehr und erleichtert die Zugänglichkeit für die nordöstliche Platzecke. Der ruhende Verkehr an den Platzrändern und in der Charlottenstraße soll neu geordnet werden, insbesondere das dauerhafte Parken an den Platzrändern wird umlaufend aufgehoben. Die entfallenden Stellplätze im MIV können durch das Stellplatzangebot in den angrenzenden Straßen sowie in den umliegenden Tiefgaragen kompensiert werden. Der nördliche Platzrand im Zuge der Französischen Straße soll Reisebussen für das Bringen und Abholen von Touristen vorbehalten bleiben. In der Charlottenstraße wird wegen der Einschränkung der Fahrbahnbreite das Halten von Kraftfahrzeugen nur noch einseitig möglich sein und dem Lieferverkehr vorbehalten bleiben. Diese Funktion ist wechselseitig, insbesondere auch zur verbesserten Andienung des Konzerthauses vorgesehen. Der Taxistand, der zurzeit im nördlichen Abschnitt der Charlottenstraße auf der Platzseite besteht, soll auf die gegenüber liegende Fahrbahnseite verlegt werden. Das Befahren des Platzes mit Kraftfahrzeugen soll weiter eingeschränkt werden. Die zurzeit in der Charlottenstraße baulich ausgebildeten Zufahrten sollen zukünftig entfallen und nur noch als Bordsteinabsenkungen im umlaufenden Gehweg erkennbar sein.

Straßenquerschnitt - Charlottenstraße Planung © 2010 Planung: Schaadtplan Ingenieur GmbH Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Straßenquerschnitt - Charlottenstraße Planung © 2010 Planung: Schaadtplan Ingenieur GmbH Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Gestaltungskonzept - Ein eleganter Raum

Nachdem in den Leitlinien zur Gestaltung und Nutzung des Gendarmenmarktes die wesentlichen Grundsätze definiert sind, zeigen die vorgestellten Planungsvarianten unterschiedliche Aspekte vor allem im Umgang mit der historischen Substanz sowie in der Verwendung von Vegetation.

Es ist dabei nicht das Ziel, die Varianten als sich ausschließende Alternativen zu betrachten, sondern eine tragfähige, in allen Aspekten sorgfältig „ausbalancierte“ Lösung zu finden, die einerseits einen funktionalen und modernen Zeitbezug aufweist, andererseits auch die unterschiedlichen Zeitschichten sowie die Denkmalsubstanz erkennbar werden lässt. Allen Ansätzen gemeinsam ist die Beibehaltung des großzügigen, offenen Platzraumes, der auch die querende Tauben- und Jägerstraße mit einschließt. Die Rücknahme der Stufenanlagen an den Platzrändern bietet die Möglichkeit, die Oberfläche in ihrer ursprünglichen Höhenlage wiederherzustellen. Damit wird die Zugänglichkeit des Platzes verbessert und der Platz mit dem umliegenden Stadtraum verbunden. Auf diese Weise wird die städtebauliche Wirkung des Gesamtensembles wiederhergestellt. Vor allem im Umfeld des Französischen Domes entsteht damit wieder eine großzügige und gut begehbare Oberfläche. Die Eingänge und Treppenanlagen zur Französischen Straße und zur Markgrafenstraße werden frei sichtbar und zugänglich. An der Französischen Straße wird in Zukunft das Halten von Reisebussen erleichtert, die dort Raum für bequemes Ein- und Aussteigen der Fahrgäste erhalten. Durch die Wegnahme der Treppenanlagen an den Platzrändern steht ein Großteil der Ahornpflanzungen zur Disposition. Dadurch ergibt sich die Chance, über eine Neustrukturierung der Vegetation nachzudenken und das Ursprungsmotiv der freistehenden Solitärbäume zu stärken. Auch dieser Ansatz hat im bisherigen Planungsprozess breite Zustimmung gefunden und ist daher allen Varianten gemeinsam. Vor allem für das Umfeld des Konzerthauses kann die teilweise beengt wirkende räumliche Situation in Zukunft deutlich entspannt werden. Mit der Verbreiterung des platzseitigen Gehweges in der Charlottenstraße ergibt sich die Möglichkeit, Stufen und Kanten in unmittelbarer Eingangsnähe zu entfernen und damit den dort notwendigen Bewegungsfreiraum für Fußgänger wiederherzustellen. Im Zuge dieser grundsätzlichen Entscheidungen werden die Platzoberflächen in großen Teilen erneuert. Ziel ist es dabei, eine möglichst große Ebenflächigkeit zu erhalten. Dies dient einer geregelten Entwässerung des Platzes und gleichzeitig auch einer robusten Nutzbarkeit. Die Ausformung der Beläge wird im Zusammenhang mit der denkmalpflegerischen Betrachtung diskutiert. Neben den heutigen gegliederten Strukturen im Quadratraster gab es in früheren Perioden auch in Teilbereichen relativ homogen gepflasterte Oberflächen auf dem Gendarmenmarkt. Es gilt dabei der Grundsatz, den Platz mit einem komfortablen und dauerhaften Steinbelag auszustatten, der den historischen Kontext nicht verleugnet.

Raumsystem - Einteilung Platz Varianten © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Gestaltungskonzept Varianten © 2010 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Gestaltungskonzept © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Erhalt der Blickbeziehungen © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Aufkantungen - Randzone Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Situation am Französischen Dom Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Rückschnitt Strauchpflanzung © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Oberflächen - Gliederung Varianten © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Neue Oberflächen Verlegedetails für die Randbereiche und das Mittelstück © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Raumsystem - Einteilung Platz Varianten © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Gestaltungskonzept Varianten © 2010 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Gestaltungskonzept © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Erhalt der Blickbeziehungen © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Aufkantungen - Randzone Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Situation am Französischen Dom Bestand © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Rückschnitt Strauchpflanzung © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Oberflächen - Gliederung Varianten © 2009 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Neue Oberflächen Verlegedetails für die Randbereiche und das Mittelstück © 2012 Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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  1. Die Platzgestalt - Ein prächtiger Raum
  2. Die Nutzung - Ein Ort für alle Tage
  3. Der Verkehr – Mitten in der Stadt
  4. öffentlicher Planungsprozess
  5. Nutzungskonzept - Respektvoll und flexibel
  6. Verkehr - Mehr Platz am Platz
  7. Gestaltungskonzept - Ein eleganter Raum