Gendarmenmarkt Berlin Gestaltungs- und Nutzungskonzeption

Kirchhof und Marktplatz (1688 - 1773 )

Im Zuge des Bevölkerungswachstums der aufstrebenden preußischen Residenzstadt Berlin erfolgten seit 1688 erste Überlegungen für eine Stadterweiterung südlich der Dorotheenstadt. Die Absteckung des in quadratische und rechteckige Baublöcke unterteilten Straßenplanes erfolgte unter der Leitung von Johann Arnold Nehring (1659-1695) bis etwa 1695 mit der heutigen Friedrichstraße als zentraler, von Nord nach Süd gerichteter Erschließungsachse.

In der sich anfänglich noch langsam entwickelnden Friedrichstadt bot sich die Möglichkeit, die seit dem Edikt vom 8. November 1685 verstärkt nach Berlin ziehenden französischen Hugenotten beim Aufbau einer eigenen Gemeinde zu unterstützen. Den sich hier ebenfalls niederlassenden, aus der Schweiz emigrierten Calvinisten war bereits um 1690 eine Fläche zur Anlage des so genannten „Schweizer Friedhofes“ zugewiesen worden, die sich westlich der bestehenden Festungsanlagen befand. In diesem Bereich waren drei Baublöcke – vermutlich für die Anlage eines Marktplatzes – frei gehalten worden. Auf dem nördlichen Block wies Kurfürst Friedrich III. im Jahre 1699 den Hugenotten einen Bauplatz für deren Kirche zu. Der südliche Block, der zum Teil bereits als Friedhof diente, wurde der Deutschen Gemeinde als Kirchbauplatz mit der Auflage übergeben, dass die zu erbauende Kirche auch von den Schweizer Calvinisten zur Abhaltung von Gottesdiensten genutzt werden darf. Der Architekt Jean Louis Cayart (1645-1702), ein hugenottischer Oberst und Festungsbaumeister in preußischem Dienst, entwarf die Französische Kirche nach dem Vorbild der 1688 zerstörten hugenottischen Hauptkirche von Charenton. Die Planung der Deutschen Kirche beruhte auf einem Entwurf von Martin Grünberg (1655-1707), der zusammen mit Heinrich Behr die Aufsicht über die Bebauung der Friedrichstadt hatte. Mit der Erbauung der Kirchen begann man im Jahr 1701. Während die Französische Kirche bereits vier Jahre später eingeweiht werden konnte, zog sich die Fertigstellung der Deutschen Kirche bis 1708 hin. Obwohl die im Erscheinungsbild unterschiedlich wirkenden Gebäude von Beginn an von Friedhöfen umgeben waren, fanden auch in den Kirchen Beisetzungen statt. Dem hugenottischen Regiment Gens d´Armes wurde ab 1710 ein neues Quartier auf dem Platz zugeteilt, nachdem ihr ursprünglicher Standort im alten Marstall für andere Zwecke benötigt wurde. Die Stallungen errichtete man östlich der den Platz in Richtung Befestigungsanlagen begrenzenden heutigen Markgrafenstraße. Aufgrund der ständigen Vergrößerung des Regiments waren jedoch schon bald zusätzliche Stallanlagen erforderlich, die 1733 um den Friedhof an der Französischen Kirche und zwei Jahre später um den Friedhof der Deutschen Kirche errichtet wurden. Der alte Stall konnte mit Schleifung der Festungsanlagen und Anlage der Jägerbrücke im gleichen Jahr abgebrochen werden. Bereits im März 1726 wurde festgelegt, dass der Platz zwischen den beiden Kirchen als Markt genutzt werden soll. Das „Project zur Anlegung des Marcts auf der Friedrich Stadt” sah folgende Anlagen vor: Die zu den Kirchen gewandten Längsseiten sollten jeweils mit fest aufgemauerten Marktständen begrenzt werden. Beiderseits eines in der Mittelachse gelegenen Durchgangs waren jeweils zwölf „Scharren“ (Verkaufsstände) vorgesehen, wobei die im Norden gelegenen den Bäckern und die südlichen den Schlachtern vorbehalten waren. An den Schmalseiten vermerkt der Plan Flächen für fliegende Bauten der Obst- und Gemüsehändler. Die Platzmitte sollte ein von elf Bäumen beschatteter Brunnen einnehmen, um den neun Bottiche für den Fischverkauf angeordnet waren. Aus Stadtplänen geht hervor, dass nur ein ganz geringer Teil der Marktstände realisiert wurde und die weitere Ausgestaltung ausblieb. Als Bezeichnung des Platzes waren der „Neue Markt” und der „Mittel- Markt” ebenso üblich wie „Friedrichstädtischer Lindenmarkt”. Der spätere, auf die militärische Nutzung zurückzuführende Name „Gendarmenmarkt“ wurde erst Ende der 1770er Jahre gebräuchlich. Etwa zu dieser Zeit hatte das Regiment Gens d´Armes ein neues Lager außerhalb der Stadt bezogen und wurde 1773 in der neu erbauten Kaserne vor der Weidendammer Brücke einquartiert. Der Abbruch der Stallungen, die zusammen mit den militärischen Übungen des Regiments schon immer das Markttreiben auf dem Platz ebenso wie das kirchliche Leben und die Nutzung der beiden Friedhöfe empfindlich gestört hatten, zog sich jedoch noch bis 1778 hin.

1727 Projekt zur Anlegung des Marktplatzes auf der Friedrichstadt zwischen der Deutschen und Französischen Kirche, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1747 Abriß der Königlichen Preußischen Residentz-Stadt Berlin: Ansicht der Französischen Kirche, von Schleuen, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1747 Abriß der Königlichen Preußischen Residentz-Stadt Berlin: Ansicht der Deutschen Kirche, von Schleuen, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1748 Plan de la Ville de Berlin, von S. Schmettau, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1727 Projekt zur Anlegung des Marktplatzes auf der Friedrichstadt zwischen der Deutschen und Französischen Kirche, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1747 Abriß der Königlichen Preußischen Residentz-Stadt Berlin: Ansicht der Französischen Kirche, von Schleuen, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1747 Abriß der Königlichen Preußischen Residentz-Stadt Berlin: Ansicht der Deutschen Kirche, von Schleuen, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1748 Plan de la Ville de Berlin, von S. Schmettau, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

Entwicklung zum Architekturplatz (1774 - 1870 )

Der Abzug des Regiments Gens d´Armes stellte einen bedeutenden Wendepunkt in der weiteren Entwicklung des Platzes dar. Dieser Umstand sowie die Auflassung des Friedhofes an der Deutschen Kirche im Jahre 1762 ermöglichten neue Überlegungen zur baulichen Weiterentwicklung der Friedrichstadt an der bisher städtebaulich vernachlässigten Nahtstelle zum alten Zentrum, welche bereits seit einiger Zeit über die Jägerbrücke und die Jägerstraße direkt miteinander verbunden waren.

So trieb Friedrich II. die städtebaulich-architektonische Aufwertung und Erneuerung des Gendarmenmarktes ab 1774 vehement voran. Ein von Bartholomé Robert Bourdet (1719-1799) entwickeltes Projekt, das eine völlig einheitliche, in barocken Formen gestaltete Umbauung des gesamten Platzes vorsah, wurde jedoch nicht realisiert. Demnach wären die beiden Gotteshäuser vollständig in die Fassaden einbezogen worden und hätten eine ganz neue Außenerscheinung erhalten. Bedeutend einfacher fielen dagegen die gut 20 Häuser aus, die schließlich als neue Randbebauung nach den Plänen von Georg Christian Unger (1743-1799) und Carl Philipp Christian von Gontard (1731-1791) bis 1785 errichtet wurden. Eine weitere Voraussetzung für eine Ausgestaltung und neue Nutzung des Platzes war die Verlegung der Friedhöfe an den beiden Kirchen. Die Neuordnung des Bestattungswesens unter hygienischen Aspekten war in den 1730er Jahren mit der Verlegung der ersten Friedhöfe vor das Hallesche Tor eingeleitet worden. Die Gemeinde der Deutschen Kirche erhielt bereits 1763 in der Chausseestraße vor dem Oranienburger Tor nördlich der Stadt einen neuen Begräbnisplatz zugewiesen. Dorthin erfolgte schließlich 1780 auch die Verlegung des Friedhofes der Französischen Gemeinde in direkter Benachbarung zum schon bestehenden der Deutschen Gemeinde. Das neue bauliche Zentrum des Platzes sollte auf dem mittleren Platzsegment ein neuer Theaterbau bilden, der 1774 für die Französische Komödiantentruppe errichtet wurde. Dieses von Georg Christian Unger entworfene und unter Leitung Georg Friedrich Boumanns (1737- nach 1812) über rechteckigem Grundriss errichtete Gebäude ordnete man an der westlichen Platzgrenze zwischen den beiden Kirchen an. Das als bescheiden zu bezeichnende Haus erhielt eine spätbarocke Tempelfassade an seiner nach Osten weisenden Eingangsfront. Als weit grandiosere, durch Friedrich II. veranlasste Maßnahme zur städtebaulichen Aufwertung des Platzes und seines Umfeldes ist die Errichtung der Turmbauten zu betrachten, die zwischen 1780 und 1785 nach Plänen von Gontard und unter Leitung Ungers und Boumanns den beiden Kirchen jeweils östlich vorgelagert worden sind. Die über kreuzförmigem Grundriss errichteten Turmbauten erhielten eine spätbarocke Fassadengestaltung, die strenger Zentralsymmetrie unterworfen war. Die hohen Säulenhallen, die den drei freien Seiten der Türme angelagert wurden, bildeten mit ihren von je sechs korinthischen Säulen getragenen Dreiecksgiebeln das den Platz prägende Architekturmotiv, das in deutlich zurückhaltender Ausformung auch die Hauptfront des Komödienhauses zierte. Den beiden Kirchenbauten kam nun durch die auftrumpfenden Turmbauten eine neue repräsentative Stellung auf dem Platz zu, auch wenn die Türme damals keine Funktion besaßen. Die Kirchen, die auf den jeweiligen Platzdritteln bisher eine ungleiche Stellung einnahmen, fanden mit Hilfe der Turmbauten eine neue Verankerung auf dem Platz, wobei die Ostfassaden nun in gleicher Linie lagen. Hiermit wurde eine städtebaulich klare Kante zu den gegenüber liegenden Baufronten entwickelt. Friedrich II. verwirklichte mit den Turmbauten ein Projekt zur städtebaulichen Aufwertung der Residenzstadt, das seine Vorbilder und Ziele im französischen Absolutismus und dessen Repräsentationsbauten suchte. Etwa zur gleichen Zeit erfolgte auch die Befestigung der den Platz umgebenden Straßen, also der Charlottenstraße im Westen, der Französischen Straße im Norden, der Markgrafenstraße im Osten und der Mohrenstraße im Süden sowie der Jäger- und Taubenstraße, die den Platz in drei Quartiere unterteilten. Die einzelnen Platzflächen waren mit Kopfsteinpflaster befestigt. Dabei waren die Flächen an den Kirchen, auf welchen weiterhin Markttage abgehalten wurden, mit eisernen Pfosten zu den umgebenden Bürgersteigen abgetrennt. Das erste Komödienhaus sollte sich schon bald als zu klein erweisen, so dass man die Errichtung eines neuen Hauses beschloss. Nach einem 1798 von Carl Gotthard Langhans (1732-1808) vorgelegten Entwurf wurde am westlichen Platzrand, ausgerichtet auf die beiden alten Kirchenbauten, ein langgestrecktes Gebäude über rechteckigem Grundriss errichtet, in dem am Neujahrstag 1802 im Beisein des Königs Friedrich Wilhelm III. die erste Aufführung stattfinden konnte. Der in den strengen Formen des Frühklassizismus gestaltete Bau nahm mit seinem die Ostfassade bestimmenden Portikus erneut das an den Türmen vorgegebene, den Platz prägende Architekturmotiv in neuer Ausformung auf. Die Lage am westlichen Platzrand war bewusst gewählt worden, um die Seitenportiken der Türme frei zu halten und gleichzeitig einen großzügigen, an drei Seiten von Solitärbauten gefassten Platzraum auszuformen sowie den Raum zwischen den Kirchen im Westen zu schließen. Doch schon 1817 zerstörte ein Großbrand den Bau von Langhans. Infolge dessen erhielt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) als Mitarbeiter der Königlichen Baudeputation den Auftrag für den Neubau eines Nationaltheaters, der bis 1821 verwirklicht werden konnte. Das in klassizistischen Formen durchgebildete Gebäude entstand auf den Fundamenten des Vorgängerbaus. Auch Schinkel übernahm das von sechs Säulen gestützte Portikusmotiv und entwickelte durch Höhenstaffelung und kulissenartiges Hervortreten der Baukörper den Haupteingang des Theaters zu dem den Platz beherrschenden Zentrum. Damit waren die drei repräsentativen Gebäude am Gendarmenmarkt etabliert, die auch heute noch das Erscheinungsbild prägen. Auf dem Platz selbst wurden weiterhin Markttage abgehalten, daneben war er Schauplatz von Kundgebungen und politischen Versammlungen. Für die abendliche Beleuchtung wurden Laternen aufgestellt und zur Reinhaltung des Marktbetriebes Wasserpumpen installiert.

1782 Ansicht des Französischen Komödienhauses von Georg Christian Unger auf dem Gendarmenmarkt, Handzeichnung von L. L. Müller © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1800 Die beiden Kirchen auf dem Gendarmenmarkt, unbekannter Künstler © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1815 Gendarmenmarkt mit Nationaltheater und Deutschem Dom, Aquarell mit Federzeichnung, Friedrich A. Calau - www.wikipedia.org © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten gemeinfrei

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1818 Perspektivische Ansicht des neuen Schauspielhauses, gezeichnet von Schinkel © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1782 Ansicht des Französischen Komödienhauses von Georg Christian Unger auf dem Gendarmenmarkt, Handzeichnung von L. L. Müller © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1800 Die beiden Kirchen auf dem Gendarmenmarkt, unbekannter Künstler © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1815 Gendarmenmarkt mit Nationaltheater und Deutschem Dom, Aquarell mit Federzeichnung, Friedrich A. Calau - www.wikipedia.org © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten gemeinfrei

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1818 Perspektivische Ansicht des neuen Schauspielhauses, gezeichnet von Schinkel © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

Gärtnerischer Schmuckplatz (1871 - 1935 )

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und bis zur Jahrhundertwende vollzog sich eine durchgreifende Veränderung der Platzrandbebauung. Viele der anliegenden Häuser wurden im Rahmen des gründerzeitlichen Aufschwungs aufgestockt, umgebaut oder abgebrochen und durch deutlich größere und prächtigere Neubauten ersetzt. Es entstanden vornehmlich Geschäftshäuser, Bank- und Bürogebäude, die zu Veränderungen der Stadtgestalt wie auch der Bevölkerungsstruktur rund um den Gendarmenmarkt führten.

In dieser Zeit wurden die inzwischen reparaturbedürftigen Kirchenbauten instandgesetzt und dabei auch im äußeren Erscheinungsbild verändert. 1881 wurde zunächst die Deutsche Kirche unter Hermann von der Hude (1830-1908) auf altem Grundriss neu errichtet. Während die Gestaltung der Außenfassaden unverändert übernommen wurde, stattete man den Innenraum in neobarocken Formen aus und überwölbte das Gotteshaus mit einem weithin sichtbaren Kuppeldach. 1904 erfolgte unter Otto March (1845-1913) der Umbau der Französischen Kirche, die in ihrer äußeren Gestalt nur wenig verändert wurde. Der Dreiecksgiebel an der zur Charlottenstraße gerichteten Westfront stellt die wohl auffälligste architektonische Neuerung dar. Die städtebaulichen Veränderungen sowie die geänderten Nutzungen der umliegenden Bauten und die teilweise damit verbundenen gesellschaftlichen Umwälzungen in der Bewohnerschaft ließen bereits 1853 die Forderung nach Baumpflanzungen und gärtnerischen Anlagen auf dem Gendarmenmarkt laut werden. Im März des Jahres wurde in einem “Circular im Gensdarmenmarkt-Bezirk” aufgerufen, eine Verschönerung “durch Park-Anlagen, event. Linden-Alleen (...) um den ganzen Platz, vielleicht auch Lindenlauben: unbeschadet des Marktverkehrs” zu unterstützen. Dieser auch in finanzieller Hinsicht an die Anrainer gerichtete Aufruf blieb jedoch ohne Folgen. Erst im Zusammenhang mit der Aufstellung eines Denkmals für den Dichter Friedrich Schiller sollte es zu einer gärtnerischen Ausschmückung kommen. Anlässlich des 100. Geburtstages wurde am 10. November 1859 vor dem Schauspielhaus ein Grundstein für ein Denkmal gelegt, das nach dem Willen des Denkmalkomitees am 110. Geburtstag Schillers enthüllt werden sollte. An dem daraufhin ausgelobten Wettbewerb beteiligten sich 25 Künstler. Nach längeren Begutachtungen und Diskussionen entschied sich der Magistrat für den Entwurf des Bildhauers Reinhold Begas (1831-1911), den dieser auf Wunsch des Komitees nochmals modifizierte. Wegen des Deutsch-Französischen Krieges verzögerte sich die Enthüllung des Denkmals und konnte schließlich am 10. November 1871 stattfinden. Zum Ende dieses Jahres erfolgte die Benennung des vor dem Schauspielhaus und zwischen Jäger- und Taubenstraße gelegenen Bereiches des Gendarmenmarktes in „Schillerplatz“. Mit der Enthüllung des Schiller-Denkmals war auch die gärtnerische Ausgestaltung des vor dem Schauspielhaus gelegenen Bereiches durch die Berliner Gartenverwaltung realisiert worden. Ein gestrecktes Wegekreuz untergliederte den Platz in vier Dreiecksflächen, die als Rasenstücke angelegt und mit Gehölzgruppen bepflanzt wurden. Das im Zentrum stehende und mit aufwändigem Gitterwerk eingehegte Denkmal führte zu einer starken Betonung der Mittelachse des gesamten Areals. Vor der Freitreppe des Theaters diente ein quer verlaufender Weg zu dessen Erschließung. Die Neugestaltung des Mittelteils verdeutlichte in der damaligen Form die seit Beginn bestehende Dreiteilung des Gendarmenmarktes durch Jäger- und Taubenstraße. Die die Kirchen umgebenden Pflasterflächen dienten weiterhin zu Marktzwecken, bis im Jahre 1886 der Betrieb in die neu geschaffenen Zentralmarkthallen verlagert wurde. Erst jetzt war die Voraussetzung geschaffen, die Gestaltung des Platzes in seiner Gesamtheit zu überdenken. So legte der damalige Stadtgartendirektor von Berlin, Hermann Mächtig (1837-1909), schließlich im August 1893 einen Entwurf für die gärtnerische Ausgestaltung vor, der kurz darauf zur Ausführung genehmigt und bis 1895 ausgeführt wurde. Die inzwischen hoch aufgewachsenen Gehölze vor dem Theater wurden entfernt und ein großzügiger, auf die Freitreppe ausgerichteter Zugangsbereich geschaffen, dessen Zentrum nach wie vor das Schiller-Denkmal bildete. Dieser breite Vorplatz wurde in der Art eines Teppichs von aufwändigen Schmuckpflasterungen gerahmt und beiderseits von lang gestreckten Rasenflächen gefasst. Auf den Rasenspiegeln befanden sich jeweils runde Springbrunnenbecken sowie üppig bepflanzte Blumenbeete. Auf diese Weise entstand ein repräsentativer Platzbereich, hinter dem die Schaufassade des Schauspielhauses voll zur Wirkung kam. Die Gliederung der Gartenanlagen an den beiden Kirchen berücksichtigte eine Durchwegung aus allen Richtungen, wobei eine Umfahrung jeweils zur Versorgung der Gebäude diente. Vor den Kirchen an der Markgrafenstraße wurden trapezförmig sich erweiternde Rasenteppiche angelegt, die symmetrisch gestaltete Blumenbeete und seitlich angeordnete Strauchgruppen zierten. Die eher organisch und malerisch wirkenden Pflanzflächen verwischten die ungleiche Stellung der Kirchen auf den jeweiligen Platzbereichen. Lang gestreckte oder linsenförmige Rasenteppiche, die beiderseits einer durch das Gebäude gedachten Symmetrieachse angeordnet waren, umgaben den Deutschen Dom. Höhenmäßig von Ost nach West gestufte Gehölzgruppen lagen locker im Rasen verteilt. Sie umfingen zusammen mit einigen wenigen Bäumen das Bauwerk und bildeten zugleich den räumlichen Abschluss des Platzes nach Westen und Süden. Die Anlagen am Französischen Dom waren nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Bedingt durch die asymmetrische Gebäudelage auf der Platzinsel befand sich ein breiter Rasenstreifen im Norden entlang der Französischen Straße. Alle Vegetationsinseln wurden von niedrigen Eisenbarrieren eingefasst. Mastleuchten dienten zur nächtlichen Illumination. Hinter den Kirchen befanden sich jeweils zwei Laternen auf kreisrunden Inseln innerhalb der Umfahrung. Während die Umfahrungen aus Asphalt hergestellt wurden, wiesen alle anderen Wege eine farblich abgesetzte Pflasterung auf. Auf den erwähnten Inseln sowie auf Wegeerweiterungen befanden sich Schmuckpflasterungen in Rosettenformen. Der Gendarmenmarkt präsentierte sich nach der gärtnerischen Ausgestaltung als ein zeittypischer, mit reichen Blumenpflanzungen und handwerklich hervorragenden Zierpflasterungen ausgestatteter Schmuckplatz des ausgehenden 19. Jahrhunderts, der auf die repräsentative Wirkung der Baulichkeiten Bezug nahm. Das Schiller-Denkmal und die hohen Springstrahlen der Brunnenbassins bildeten die Fixpunkte der Gartenanlage. Die Platzgestaltung erfuhr in der Folgezeit einige Vereinfachungen, die sich vornehmlich auf die Blumenausstattung bezogen. Auch einzelne zu hoch aufwachsende Strauchgruppen wurden entfernt, sodass etwa seit 1920 schlichte, von niedrigen Eisengittern gefasste Rasenflächen das Erscheinungsbild dominierten. Diverse Ruhebänke luden Passanten zum Verweilen ein.

1872 Plan für die Ausgestaltung der Fläche vor dem Schauspielhaus © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1880 Schiller-Denkmal und neue Gartenanlagen vor dem Schauspielhaus © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1890 Marktstände zwischen Französischer und Charlottenstraße © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1895 Kolorierte Postkarte © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten http://hdl.loc.gov/loc.p np/ppmsca.00346

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1899 Der Deutsche Dom von Südosten, Aufnahme von W. Titzenthaler, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1920 Schiller-Denkmal und Schauspielhaus © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1930 Gendarmenmarkt, Schrägluftbild © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1872 Plan für die Ausgestaltung der Fläche vor dem Schauspielhaus © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1880 Schiller-Denkmal und neue Gartenanlagen vor dem Schauspielhaus © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1890 Marktstände zwischen Französischer und Charlottenstraße © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1895 Kolorierte Postkarte © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten http://hdl.loc.gov/loc.p np/ppmsca.00346

1899 Der Deutsche Dom von Südosten, Aufnahme von W. Titzenthaler, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1920 Schiller-Denkmal und Schauspielhaus © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1930 Gendarmenmarkt, Schrägluftbild © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

Aufmarschplatz während der NS-Diktatur (1936 - 1945 )

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann unmittelbar eine durchgreifende Neuorientierung in Städtebau und Architektur, welche vollständig den propagandistischen Zielen der totalitären Machthaber unterworfen wurde. In Berlin als Reichshauptstadt wurden sehr rasch repräsentative Bauvorhaben und Umgestaltungsmaßnahmen ergriffen, die zur Selbstinszenierung wie zur Darstellung eines angeblich weltoffenen Deutschlands im Zusammenhang mit den 1936 hier ausgetragenen Olympischen Spielen dienen sollten. Im alten Zentrum erfolgte die Umgestaltung wichtiger Plätze, die auch den Lustgarten und Wilhelmplatz sowie den Gendarmenmarkt betrafen. Gerade hier ermöglichten die Bauten des friderizianischen Barocks und der Schinkel-Zeit eine Demonstration “vaterländischer Bautradition”. Die Platzumgestaltungen dienten neben der Präsentation der angeeigneten Baugeschichte vornehmlich als Aufmarschplätze bei propagandistischen Veranstaltungen.

Die Planung für den Gendarmenmarkt sah eine Abräumung der Grünflächen entlang der Markgrafenstraße und eine flächendeckende Pflasterung vor. Während sie am Schauspielhaus bis an die Westfassade reichen sollte, waren nördlich des Französischen und südlich des Deutschen Domes noch schmale Grünzonen vorgesehen. Realisiert wurde 1935/36 schließlich nur die Platzfläche vor dem Schauspielhaus, die mit dunkel- und hellgrauem Pflaster in Rasterform befestigt wurde. Das Schiller-Denkmal wurde entfernt. Zufahrten von den Straßen ermöglichten gleichzeitig die Nutzung als Parkplatz für Kraftwagen. Es wurden auch Sanierungs- und Umbauarbeiten am Schauspielhaus selbst durchgeführt. Im Wesentlichen ging es hierbei um die Schaffung neuer Magazinräume. Aus diesem Anlass wurden die Gebäude Charlottenstraße 55 und 56 angekauft und zu Werkstätten und Magazinräumen umgebaut. Als direkte Verbindung diente ein massives Brückenbauwerk in Höhe des ersten und zweiten Obergeschosses, das die Charlottenstraße überspannte. Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges erlitt der Gendarmenmarkt das gleiche Schicksal wie so viele Plätze und Grünanlagen in Berlin. Die meisten Bäume wurden zur Nutzung als Feuerholz gerodet und die einstigen Rasenflächen zum Anbau von Feldfrüchten und Getreide umgebrochen und bewirtschaftet. In den letzten Kriegsmonaten führten die Bombenangriffe der Alliierten zu massiven Schäden an der umgebenden Bebauung sowie an den beiden Kirchenbauten und dem Schauspielhaus. Die Platzflächen scheinen allerdings im Vergleich dazu relativ wenige substanzielle Schäden erfahren zu haben.

1935 Entwurf für die Umgestaltung des Gendarmenmarktes zum Aufmarschplatz - Zentralblatt der Bauverwaltung, Jg. 55 © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten gemeinfrei

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1938 Gendarmenmarkt, Schrägluftbild © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten SLUB Dresden, Deutsche Fotothek

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1978 Entwurf zur Neugestaltung des Platzes der Akademie, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Freifläche und Erschließung Platz der Akademie, IVE Berlin 1978 (Landesdenkmalamt Berlin)

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1935 Entwurf für die Umgestaltung des Gendarmenmarktes zum Aufmarschplatz - Zentralblatt der Bauverwaltung, Jg. 55 © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten gemeinfrei

1938 Gendarmenmarkt, Schrägluftbild © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten SLUB Dresden, Deutsche Fotothek

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1978 Entwurf zur Neugestaltung des Platzes der Akademie, Ausschnitt © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Freifläche und Erschließung Platz der Akademie, IVE Berlin 1978 (Landesdenkmalamt Berlin)

Wiederaufbau und Neudefinition (1945 ... )

Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte sich der Gendarmenmarkt trotz der zwischenzeitlichen Nutzung zum Kartoffel- und Mohnanbau in seiner grundsätzlichen Gliederung mit den aus der Zeit von 1895 stammenden Wegeflächen im Bereich der Kirchen, dem 1936 geschaffenen Aufmarschplatz und den die Dreiteilung ergebenden Querstraßen dar. Im Zuge der Enttrümmerung diente der Platz zur Lagerung von Baumaterialien.

Anlässlich der 250-Jahr-Feier der Akademie der Wissenschaften, die das wiederhergestellte Gebäude der ehemaligen „Preußischen Seehandlung“ an der Ecke Jäger- und Markgrafenstraße bezogen hatte, erfolgte 1950 die Umbenennung des Gendarmenmarktes in „Platz der Akademie“. Ab 1967 begannen die ersten Arbeiten zu Wiederaufbau und Teilrekonstruktion des Schinkel’schen Schauspielhauses. Der Französische Dom wurde mit Ausnahme des Turms 1983 als erstes Gebäude auf dem Platz wiederhergestellt. Zur Wiedereröffnung des Schauspielhauses wurde 1984 der mittlere Platzabschnitt mit einer neuen Oberflächenbefestigung versehen und kurz darauf die Bereiche an der Französischen Kirche mit im Raster gesetzten kleinkronigen Ahornbäumen bepflanzt. Dies geschah im Rahmen eines Projektes zur Freiflächengestaltung, das durch den VEB Ingenieurhochbau für den Magistrat von Berlin, Hauptstadt der DDR, „Aufbauleitung Sonderbauvorhaben“ 1978 entwickelt worden war. Eine der wesentlichen Gestaltungsideen war die Zusammenfassung des bisher in drei Teilflächen unterteilten Platzes, indem die beiden Querstraßen aufgelöst und die gesamte Fläche um ein bis zwei Stufen gegenüber dem umgebenden Straßenniveau erhöht wurde. Hierdurch konnte eine bis dahin nie vorhandene, übergreifende und ruhige Raumwirkung erzielt werden. Die vollständige Öffnung der Fläche vor dem Schauspielhaus sollte der ungehinderten Überquerung und dem freien Aufenthalt Rechnung tragen. Die Befestigung wurde aus Granitplatten im Verbund mit vorgefertigten Wegeplatten aus Beton hergestellt, in die wiederum gesägtes Mosaikpflaster aus Granit mit Bändern aus dunklen Betonsteinen eingelassen war. Der Wechsel der Platten- und Pflastergrößen ergab zusammen mit den farblich abgesetzten Betonsteinen ein großzügiges Raster mit Bezug auf die Baulichkeiten. Demgegenüber waren die von kleinwüchsigen Spitz-Ahornen mit kugelförmiger Krone beschatteten Randzonen an den Kirchen als intime Aufenthaltsorte geplant. Blütengehölze entlang der Kirchenfassaden dienten der farblichen Auflockerung. Alle Ausstattungselemente, wie Sitzbänke, Leuchten, Poller etc. wurden im Sinne der von Schinkel entwickelten klassizistischen Formgebung gestaltet, farblich akzentuiert und teilweise mit gusseisernen Zierelementen versehen. Das restaurierte Schiller-Denkmal fand 1989 am ursprünglichen Ort erneut seine Aufstellung. Der 1983 begonnene Wiederaufbau des Deutschen Doms wurde 1996 vollendet, wobei der Innenausbau des stark kriegsbeschädigten Bauwerkes in modernen Formen erfolgte. Im Zuge dieser Maßnahme wurden im Bereich an der Charlottenstraße gartenhistorische Grabungen durchgeführt. Diese Flächen dienten seit mehr als einem Jahrzehnt der Baustelleneinrichtung und wurden deshalb weitgehend durch Bauzäune und Baustraßen aus großformatigen Betondielen geschützt. Nach deren Abbau wurden mit Hilfe der Freilegungsarbeiten original erhaltene Bauteile und Strukturen der von Mächtig 1895 gestalteten Anlagen gefunden, wie zum Beispiel Pflasterungen, Wegebegrenzungen, Granitbordsteine, Fundamente der ehemaligen Leuchten und Asphaltflächen der einstigen Umfahrung. Diese Befunde ermöglichten zusammen mit dem noch vorhandenen Baumbestand und im Abgleich mit historischen Fotografien und Karten die Wiederherstellung dieses Bereiches entsprechend der Mächtig´schen Planung. Der südwestliche Teil des Gendarmenmarktes stellt sich heute wieder im Zustand der 1920er Jahre mit vereinfachten Pflanzungen dar. Er veranschaulicht im Zusammenhang mit den historischen Fassaden der Deutschen Kirche die geschichtliche Entwicklung dieses wichtigen Berliner Stadtplatzes und steht zugleich in spannungsreichem Kontrast zur Platzgestaltung der 1980er Jahre.

1978 Zustand des 1950 in Platz der Akademie umbenannten Gendarmenmarktes © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1986 Platz der Akademie nach Neugestaltung und Wiederaufbau von Schauspielhaus und Französischem Dom © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

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1995 Der 1995/96 denkmalgerecht wiederhergestellte Bereich westlich des Deutschen Doms © 2009 R. Eckert

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1978 Zustand des 1950 in Platz der Akademie umbenannten Gendarmenmarktes © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1986 Platz der Akademie nach Neugestaltung und Wiederaufbau von Schauspielhaus und Französischem Dom © 2009 Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Landesarchiv Berlin

1995 Der 1995/96 denkmalgerecht wiederhergestellte Bereich westlich des Deutschen Doms © 2009 R. Eckert

Überlagerungen (Timeline )

Denkmalpflegerische Aspekte flossen sehr intensiv in die fachlichen Diskussionen ein.

Vor allem das vom Landesdenkmalamt am 02.12.2009 in der Französischen Friedrichstadtkirche durchgeführte Denkmalpflegerische Kolloquium gab wichtige Impulse für die Bewertung der auf dem Platz vorzufindenden historischen Zeitschichten wie auch der Ausstattungselemente. Namhafte Referenten leisteten Beiträge aus unterschiedlichen Perspektiven, die insbesondere für den künftigen Umgang mit dem Gendarmenmarkt wichtige Erkenntnisse lieferten. Dabei stellte sich heraus, dass der Platz einerseits eine sehr prägende historische Entwicklung durchlaufen hat, andererseits gerade auch der heutige Zustand einer ausgewogenen Bewertung unterzogen werden muss. Als ein gemeinsames, erhaltenswertes Merkmal vieler Perioden wurde einhellig der grosszügige, offene Platzraum betrachtet, der in der jüngsten Fassung durch die Integration von Tauben- und Jägerstraße in die Platzfläche noch hinzugewonnen hat. Kritischer werden dagegen vielfach die Aufkantungen und dichten Baumpflanzungen betrachtet, welche zwar eine gemeinsame Entstehungsgeschichte haben, jedoch sowohl im Kontext der Platzentwicklung wie auch mit Blick auf vergleichbare Plätze eher untypische Gestaltmerkmale darstellen. In seiner Entwicklung vom steinernen „Architekturplatz“ über den grünen „Schmuckplatz“ bis zum heutigen Zustand wird der Platz ausschließlich als Gesamtheit zu bewerten sein. Nur eine präzise Einordnung in die historischen Zusammenhänge und eine angemessene Würdigung authentischer Zeugnisse können die Grundlage für weitreichende planerische Entscheidungen sein. Mit einer offenen, ausgewogenen Positionierung von Gehölzen können die reichhaltigen Gebäudefassaden wie eine kostbare Fassung erlebbar gemacht werden. Insbesondere hoch aufgeastete Bäume ermöglichen freie Blickbeziehungen und fügen sich wie selbstverständlich in das urbane Raster ein. Dies erkannte schon Karl Friedrich Schinkel, der in vielen seiner Konzepte für den Berliner Stadtraum dieses Prinzip verfolgte.

Fragmente der vergangenen Phasen Denkmalpflegerische Zielsetzung © 2012  Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Fragmente der vergangenen Phasen Denkmalpflegerische Zielsetzung © 2012  Rehwaldt Landschaftsarchitekten

zu den Stories zur Übersicht
  1. Kirchhof und Marktplatz (1688 - 1773)
  2. Entwicklung zum Architekturplatz (1774 - 1870)
  3. Gärtnerischer Schmuckplatz (1871 - 1935)
  4. Aufmarschplatz während der NS-Diktatur (1936 - 1945)
  5. Wiederaufbau und Neudefinition (1945 ...)
  6. Überlagerungen (Timeline)