Pausenhof des Phoenix-Gymnasium in Dortmund

Am Anfang

Der Wandel der Emscher-Region ist in Dortmund ganz besonders im Stadtteil Hörde mit dem Phoenix See sichtbar. Aber auch in direkter Nachbarschaft zum neuen Stadtquartier erfolgte eine radikale Veränderung: auf Grundlage des Masterplans von 2006 wurde dem Fluss wieder Raum gegeben, damit sich ein naturnahes Gewässer entwickeln kann- das Generationenprojekt Emscher-Umbau. Die dafür erforderlichen Flächen beanspruchten einen Teil der vorhandenen Schulhoffläche des Gymnasiums in Hörde. Die Reduzierung der Fläche wurde als Chance begriffen, die zwar großen, aber eher tristen Asphaltflächen des Pausenhofs neu zu gestalten. Die Stadt Dortmund forderte in dem dafür ausgelobten Wettbewerb Ende des Jahres 2012 aber nicht nur einen hohen Anspruch an die Gestaltung, es war auch ein einfallsreicher Umgang mit dem Bestand gefragt. So ließ das begrenzte Budget nur einen Teilumbau der Flächen zu, ein großer Teil des Bestandes musste erhalten bleiben und sinnvoll in das Konzept integriert werden. Weiter sollten die Pausenflächen in den Nachmittags- und Abendstunden vom gesamten Stadtteil genutzt werden, so daß Robustheit eine große Rolle für das Konzept spielt.

Bestandssituation © https://www.google.de/maps

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Bestandssituation © https://www.google.de/maps

Der Wettbewerb ist gewonnen

Mit der neu entstandenen prominenten Lage der Schule direkt am Landschaftsraum der Emscheraue bot sich die einmalige Chance, die Pausenflächen des Phoenix-Gymnasiums mit dem neuen Emschertal zu verknüpfen. Das Konzept von wbp Landschaftsarchitekten, das mit dem 1.Preis ausgezeichnet und beauftragt wurde, nimmt die lineare Struktur des neuen Emscherbands auf und bildet somit das Rückgrat für den Schulhof. So werden drei unterschiedliche Bänder parallel zum Fluss ausgebildet: Im Süden liegt ein bereits heute sehr grün ausgeprägtes Band, das durch die Topographie und den dichten Baumbestand eine Raumkante zur angrenzenden Wohnbebauung bildet. Die südlich der Schule liegenden Pausenflächen werden eingezäunt sein und als interne Gartenhöfe nur für die Schule genutzt. Mit minimalem Aufwand wird mit einer klaren Fassung die grüne Raumkante nach Süden gestärkt, die befestigten Pausenflächen erhalten eine einfachere und klarere Form. Das mittlere Erschliessungsband, das den Hauptzugang zur Schule bildet, wird bis zur Stadtachse Faßstrasse weitergeführt und wird zum neuen, deutlich wahrnehmbaren Entree zur Schule. Bereits heute prägen Bäume den linearen Charakter des Bandes, mit einigen wenigen Neupflanzungen wird dieses Band ergänzt. Die in den Pflasterbelag eingestanzten Baumfelder lassen einen wohltuenden grünen Eindruck entstehen, ohne die Nutzbarkeit der Pausenflächen oder die Durchlässigkeit zum nördlich angrenzenden offenen Hof zu beeinträchtigen. Die Stellplätze werden nur entlang der Längsseite mit Hecken gefasst und fügen sich so in das Band ein. Die Flächen können, wenn sie nicht beparkt sind, auch als Spiel- oder Veranstaltungsort genutzt werden. Die mittige Achse stärkt die Blickbeziehung zum Phoenix-Gelände mit dem ehemaligen Magazin. Im Norden schliesst ein weiteres Band entlang der Emscher den Schulhof ab und schafft neue, spannende Orte und Ausblicke auf den Emscherlauf. Das Band bildet bereits am Stadteingang nach Hörde einen Zugang zur Schule und bindet die Freiflächen damit in die neuen Wege in der Emscheraue ein. Die linearen Bänder werden mit drei quer dazu liegenden Felder mit unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten verbunden. Die Felder steigen zur Emscher hin leicht an, so dass sich vielfältige Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten mal beidseitig, mal nur nach außen - als Emscherbalkon - bilden. Auf dem westlichen Feld ist ein aktiver Bereich vorgesehen, der vielfältige Bewegungsangebote für die Pausen, in den Nachmittagsstunden und für den Sportunterricht schaffen soll. Das mittlere Feld schafft einen eher ruhigen Sitz- und Rückzugsort, strukturiert durch Gräserbänder. Die Sitzeinfassungen der Felder überlagern den vorhandenen Baumbestand und verbinden so die neuen mit den bestehenden, wertvollen Strukturen. Den neuen Stadteingang definiert ein drittes Feld, das erst in 2021 realisiert werden wird, da die Flächen erst seit kurzem im Eigentum der Stadt sind.

Wettbewerbsplan 1 © wbp Landschaftsarchitekten GmbH

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Wettbewerbsplan 2 © wbp Landschaftsarchitekten GmbH

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Wettbewerbsplan 1 © wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Wettbewerbsplan 2 © wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Das Projekt startet mit Beteiligungsaktionen

Mit dem Wettbewerbskonzept war ein kräftiges Grundgerüst geschaffen, das in der weiteren Planung zusammen mit den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums und den Jugendlichen der aufsuchenden Jugendarbeit, der sogenannten ‚rampe‘ gemeinsam entwickelt werden konnte. Die Schule wurde in workshops intensiv eingebunden, die hochmotivierten Schülerinnen und Schüler stellten ihre Wünsche nach mehr Grün, mehr Sitzgelegenheiten und Nischen in Plänen und Modellen dar. Die klassische Tischtennisplatte stand ebenso auf der Wunschliste wie die die Zonierung in aktive Bereiche mit Kletterangeboten für die Jüngeren und separaten Treffpunkten für die Älteren. Parkour war für die meisten, vor allem den Jüngeren eher fremd und Respekt einflössend. Bereits im Vorfeld des Wettbewerbes war jedoch geplant, eine Parkouranlage vorzusehen. Attraktiv für die Lage der Anlage auf dem Schulhof schien vor allem, daß die Schülerinnen sich in ihren Pausen aber auch in der außerschulischen Freizeit mit dem aktuell sehr beliebten Sport „Parkour“ befassen können, Aktivitäten sowohl im Rahmen des Sportunterrichts als auch mit kontinuierlich angebotener Workshops möglich wären. Insbesondere für die aktive örtliche Parkour-Szene wäre ein sportliches Trainingsgelände mit hoher Attraktivität geschaffen. Aber auch wenn keine Nutzung stattfindet, würde mit dem Parkour ein Ort mit hoher Gestaltqualität entstehen, der zum Aufenthalt einlädt. In den workshops mit den Jugendlichen der ‚rampe‘ konnten, unterstützt durch die Planer von proelan und gemeinsam mit den Jugendlichen der ‚rampe‘ bereits sehr differenzierte und detaillierte Überlegungen zum Parkour erfolgen- waren doch fast alle Teilnehmer schon aktiv in der Parkour-Szene. Leider ließ sich das Projekt Parkour aber aufgrund des Erlasses zur „Sicherheitsförderung im Schulsport. Rechtsgrundlagen – Schule in NRW Nr. 1033“ (aus dem Jahre 2014) nicht realisieren. Für Parkouranlagen gilt danach grundsätzlich ein erhöhtes Gefährdungspotential, die Anlage hätte eine qualifizierte Aufsicht auch während Pausenzeiten erfordert und die unbeaufsichtigte Nutzung während des gesamten Schulbetriebs verboten werden müssen. Die gewünschte Öffnung und uneingeschränkte Nutzung des Pausenhofs für alle war damit nicht zu realisieren. Zusammen mit den Schülerinnen und Schülern wurde als Alternative eine Boulderanlage entwickelt. In einer gemeinsamen Exkursion zu Projekten in der Umgebung konnten bestehende Anlagen getestet werden, so daß zusammen mit proelan eine maßgeschneiderte Lösung für das Phoenix Gymnasium entstehen konnte.

Beteiligungsverfahren - Workshop mit Schülern © wbp Landschaftsarchitekten GmbH

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Beteiligungsverfahren - Workshop mit rampe © wbp Landschaftsarchitekten GmbH

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Beteiligungsverfahren - Workshop mit Schülern © wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Beteiligungsverfahren - Workshop mit rampe © wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Das Regenwassermanagement wird erstellt

Die ‚Zukunftsvereinbarung Regenwasser‘ der Emschergenossenschaft mit seinem Förderprogramm konnte auch für den Schulhof angewendet werden. Das Regenwassermanagement kann so gestärkt werden und die Emscher mit möglichst viel Wasser zu speisen. Die Oberflächen und ein Teil der Dachflächen der Schule konnte über oberflächige Rinnen, die in die Gestaltung des Eingangsbands integriert sind, abgeleitet und gedrosselt der Emscher zugeführt werden. So wird den Schülerinnen und Schülern im Alltag auch das Thema Regenwasser und der natürliche Verlauf von Wasser näher gebracht.

Regenwassermanagement © wbp Landschaftsarchitekten GmbH

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Regenwassermanagement © wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Der letzte Baustein zum Gesamtkonzept

Das dritte Feld kann nun, nachdem auch die präsente Fläche am Stadteingang Hörde zur Verfügung steht, gebaut werden und vervollständigt mit diesem letzten Baustein das Gesamtkonzept. Spiel und Sport für alle sowie ein einladender Ort am Eingang zum Stadtteil Hörde stehen hier im Vordergrund: Callisthenics und Trampoline bieten Bewegungsangebote Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Ein Chillbereich unter dem erhaltenen und weitergenutzten Tankstellendach lädt zum Treffen ein. Geneigte Rasenflächen, die als Liegewiese genutzt werden können wechseln sich ab mit Schmetterlingswiesen und bieten so einen abwechslungsreichen und gut nutzbaren Ort. Auch dieses Feld erhält eine umlaufenden Sitzkante, die zur Emscher hin ansteigt und mit dem Schriftzug Hörde versehen wird. Das Besondere an dieser Planung: von Anfang an sind die Angebote in einer online-Umfrage abgestimmt worden. Mit mehr als 1000 Beteiligungen und vielfältigen Kommentaren konnte eine breite Basis für die Planung gefunden werden. In 2022 wird damit ein weiterer attraktiver Ort in Hörde realisiert.

Stadteingang © 2021 wbp Landschaftsarchitekten GmbH

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Stadteingang © 2021 wbp Landschaftsarchitekten GmbH

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