Gestaltungsempfehlungen für die Vorgärten im historischen Humannviertel Ein Fachbeitrag zur Gestaltungsfibel Humannviertel in Bremen

Historische Elemente in den Vorgärten des Humannviertels © 2016 Schoelkopf

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Historische Elemente in den Vorgärten des Humannviertels © 2016 Schoelkopf

Im Auftrag des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr wird für das Plangebiet „Humannviertel“ in Gröpelingen eine Erhaltungssatzung zur Erhaltung der gebietsprägenden Eigenart erarbeitet. Die damit verfolgten Ziele werden in einer „beratenden Baufibel“ vermittelt. Diese Fibel soll auch Empfehlungen für die Gestaltung der privaten Vorgartenzone enthalten und Eigentümer, ggf. unterstützt durch Fördermittel aus dem Städtebaulichen Denkmalschutz, zum ortsbildgerechten Herrichten ihrer Vorgärten anregen.

Das Humannviertel ist mit ca. 730 zwischen 1926 und 1931 gebauten Wohnungen, die in vier Bauabschnitten entstanden, eines der größten zusammenhängenden Komplexe, der aus dem damaligen Notbauprogramm des Bremer Staates heraus entwickelt wurde. Stilistisch ist die Siedlung von der Typisierung und den städebaulichen Reformbestrebungen (Sonne, Luft und Licht) geprägt. Sie zeichnet sich als Reihenhaussiedlung der frühen Moderne mit dem für Bremen typischen Kleinhaus aus, die auch Aspekte der Gartenstadtidee (Straßenaufweitungen zu Plätzen, Häuser mit Vor- und Hausgarten zur Selbstversorgung) aufweist. Ihre einheitliche Gestaltung, die subtile Variation der Fassadengestaltung und die transparente Abgrenzung des öffentlichen und privaten Raumes sind noch heute erkennbar.

Heute erweist sich der Bremer Stadtteil Gröpelingen nach Einschätzung des 2014 aufgestellten Integrierten Entwicklungskonzept (IEK) Gröpelingen als ein Quartier mit strukturellen sozialen Problemlagen. Dennoch verfügt Gröpelingen im Unterschied zu vielen anderen Quartieren über eine Vielzahl attraktiver, prägender Gebäude, Ensembles und Freiräume aus unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Diese Qualitäten sind von Abwertungstendenzen bedroht oder bereits betroffen und sind zudem außerhalb des Stadtteils kaum bekannt. Diese Qualitäten, und insbesondere die des Humannviertels, sollen als „Siedlungsschätze“ entwickelt werden, um den Stadtteil zu stärken und zu einer positiveren Wahrnehmung zu verhelfen.

Neben einer Auseinandersetzung mit typischen Reihenhausvorgärten aus der Entstehungszeit der Humann-Siedlung erfolgte für das Gebiet eine örtliche Erhebung und exemplarische Dokumentation vorhandener Vorgartenelemente, die historischen Gestaltungsformen entsprechen oder die gestalterisch gleichwertig und als „ortstypisch“ zu beurteilen sind. Darauf aufbauend wurden Empfehlungen zur Gestaltung ortsbildtypischer und stadtökologisch positiv wirkender Vorgärten formuliert, die in eine Gestaltungsfibel übernommen werden können. Sie berücksichtigen schwerpunktmäßig die fachliche Betrachtung aus Aspekten der Gartenkunstgeschichte, der Denkmalpflege, der freiraumplanerischen und städtebaulichen Bedeutung und die Anpassung an heutige Anforderungen zum Gebrauch und der Wirtschaftlichkeit und Ökologie. Abschließend wurden Festsetzungen oder Muss-Empfehlungen für die Gestaltung der Vorgärten vorgeschlagen, die über die Publikation in der Baufibel hinaus erklärt und kommuniziert werden sollten.

Die abschließenden Formulierungen der Gestaltungsempfehlungen für die Gestaltungsfibel Humannviertel wird insbesondere hinsichtlich Zumutbarkeit und Kommunizierbarkeit gegenüber den Eigentümern und Bürgern des Humannviertels kritisch zu diskutieren sein und von dem weiteren begleitenden Prozess zur Einführung der Gestaltungsfibel abhängen.

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V i l l e n a Landschaftsarchitektur + Umweltplanung
Stefan Villena-Kirschner, Dipl.-Ing. (FH) Freier Landschaftsarchitekt bdla
Bremen

Projektzeitraum
2016 - 2017

Auftraggeber
Senator für Umwelt, Bau und Verkehr Bremen

Adresse

28239 Bremen

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Projekttyp
Hausgärten
Gartendenkmalpflegerische Zielplanung, Parkpflegewerke
Stadt-, Freiraumentwicklungskonzepte