Gestaltungsplan © Siller Landschaftsarchitekten BDLA
Gustav-Meyer-Platz, Blick Richtung Promenade © Arne Biederbeck
Gustav-Meyer-Platz, Kanalpassage der Norwegian Dream © Arne Biederbeck
Gelenkpunkt Gustav-Meyer-Platz - Promenade am Yachthafen © Arne Biederbeck
Gustav-Meyer-Platz, Kanalpassage der Norwegian Dream © Arne Biederbeck
Promenade © Arne Biederbeck
Promenade © Arne Biederbeck
Zufahrt zur Kreystraße © Arne Biederbeck
Bus-Stellplatz in der Kreystraße © Arne Biederbeck
Zufahrt zur Kreystraße © Arne Biederbeck
Gelenkpunkt Gustav-Meyer-Platz - Promenade am Yachthafen © Arne Biederbeck
Die Neugestaltung des Gustav-Meyer-Platzes, der Promenade und der angrenzenden Straßen im Bereich der Schleusenanlagen und des Fähranlegers in Brunsbüttel hat eine vormals zerrissene räumliche und unbefriedigende gestalterische Situation auf eine konsequente, formal aber zurückhaltende Weise beruhigt und aufgewertet.
Es entstanden mehrere einander ähnliche Zonen unterschiedlicher Nutzung, die sich zu einem Gesamtraum zusammenschließen. Flächen, Wege und Fahrspuren sind nicht hierarchisch voneinander getrennt, sondern greifen harmonisch ineinander. Gleichberechtigt neben den großen Flächen bilden sich hier auch anmutige, kleinräumliche Situationen in den Nebenzonen des Platzes, am Wasser und unter den Bäumen. Mit modernen Gestaltungsmitteln erreicht, lassen sie wie selbstverständlich an ein historisch gewachsenes Platzgefüge und an eine Uferpromenade in einer alten Stadt denken.
Städtebauliche Ausgangssituation
Die Stadt Brunsbüttel ist durch Ihre Lage an der Elbe und dem Nord-Ostsee-Kanal geprägt, zwei der bedeutendsten Wasserstraßen Deutschlands. Hierin besteht ihr größtes touristisches Kapital.
Etwa 100.000 Tagesgäste besuchen jährlich die Schleusenanlagen und bewundern die Passage der großen „Traumschiffe“ in den Sommermonaten. Die Gäste sind Urlauber aus der Region sowie Tagesausflügler aus dem Großraum Hamburg.
Als Teil der Bemühungen der Stadt und des Kreises Dithmarschen, den Wirtschaftsstandort Brunsbüttel zu sichern und auszubauen, ist es notwendig, den Tourismus zu stärken, die bereits vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen und Identifikationspunkte zu schaffen.
Der Bereich um den Gustav-Meyer-Platz und den Yachthafen am Nord-Ostsee-Kanal ist der räumliche Abschluss der Koogstraße, der langen Haupteinkaufsstraße der Stadt, und er prägt ihr Bild entscheidend mit. Als Veranstaltungsort für Märkte, die Feierlichkeiten anlässlich des Kanal-Geburtstages sowie als Ausgangspunkt für die Schleusenbesichtigungen und Ausflugsfahrten mit Schiffen ist dies der touristisch am stärksten frequentierte Ort Brunsbüttels.
Das städtebauliche Erscheinungsbild dieses für die Stadt so wichtigen Gebietes war bisher jedoch relativ ungeordnet, und sowohl der Platz als auch der angrenzende Uferweg boten den Bewohnern und Besuchern nur eine geringe Aufenthaltsqualität.
Öffentliche Räume schaffen Urbanität
Die in den Jahren 2005-2007 abschnittsweise und nun vollständig fertig gestellte, durchgreifende Umgestaltung und Neuordnung wertet dieses Gebiet wesentlich auf. Die bisher asphaltierten Platzbereiche und Gehwege erhielten ein Granit-Kleinpflaster. Der ruhende Verkehr und die gesamte Straßen- und Wegeführung wurden so organisiert, dass den Belangen des Tagestourismus Rechnung getragen wird. Es entstand ein städtebaulich und stadtgestalterisch einladender Bereich, der für vielseitige Nutzungen offen steht.
Von zentraler Bedeutung für die Neugestaltung des Platzes wie des angrenzenden Gebietes ist die neue Verkehrsführung. Der östliche Teil des Platzes und die gesamte Promenade sind nun frei von Durchgangsverkehr. Lediglich die Zufahrt zum Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) bleibt davon ausgenommen, außerdem dürfen Reisebusse die Promenade in Einbahnrichtung befahren. Der von der Koogstraße kommende Durchgangsverkehr wird dagegen vorher abgefangen, einbahnig durch die Schleusenstraße geführt und von dort auf die Kautzstraße geleitet.
Prinzipien der Neugestaltung „Einheit und Einfachheit, Identität und Modernität“
Der Platz
Der Platz ist der Kernbereich der neuen Freiraumanlagen und das städtebauliche Gelenk zwischen dem Kopf der Koogstraße und der Promenade. Er wird durch unterschiedliche Raumkanten definiert, feste und natürliche, hohe und niedrige. Im Süden begrenzen ihn eingeschossige Backsteinbauten der WSA, in deren Mitte die Einfahrt zur Schleusenanlage liegt. Im Osten bilden große, alte Linden eine eindeutige Grenze, während ein Äquivalent dazu im Norden bisher fehlte. Auch hier wurden nun Bäume gepflanzt, die diese Funktion übernehmen, bis später neue Bauten dem Platz auch an dieser Stelle Halt geben. Die Blickachse von der langen Koogstraße über den Platz hinweg zum Yachthafen am Nord-Ostsee-Kanal bleibt dagegen weiterhin frei, um bereits aus der Ferne das einzigartige Panorama der langsam vorbeifahrenden Schiffe erleben zu können.
Der mit Granitkleinpflaster gepflasterte Platz besteht zwar aus zwei unterschiedlichen Abschnitten, die aber Teile eines größeren Raumkontinuums sind. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die nicht angehobenen Bordsteine. Das Material der Platzfläche läuft bündig oder nur mit einer geringen Aufkantung von 3 cm bis an die Ränder durch. Der freie, offene Bereich steht allen denkbaren Veranstaltungen zur Verfügung und verändert sein Gesicht mit jeder Nutzung. Daneben gibt es die Parkplätze an der Koogstraße mit einer separaten Zufahrt zum WSA, die mit großen Granitsteinen gepflastert ist und sich so als Fahrspur abhebt. Die Parkplätze sind in Gruppen eingeteilt und werden durch massive, längsformatige Steinquader aus Granit gefasst, die im vorderen Bereich den Verlauf der Koogstraße in den Platz hinein nachzeichnen und im hinteren die Platzgrenze definieren. Einerseits ergibt dies eine Zäsur, die kleinteilige Nebenräume bildet, andererseits wird durch die geringe Höhe der Quader, die auch zum Sitzen einladen, der Raumeindruck nicht gestört. Wird für bestimmte Veranstaltungen die gesamte Platzfläche benötigt, dann ordnen sich diese Struktur bildenden Elemente dem größerem Raum völlig unter.
Die Promenade
Die Promenade führt die formal und in der Farbgebung zurückhaltenden Gestaltungsprinzipien des Platzes weiter, verdichtet sie aber und kommt so zu einer eigenen Aussage. Durch die auf die Fußgänger zugeschnittenen Proportionen dieses langgestreckten, von Grün und Wasser begrenzten Raumes entstand ein Bereich von besonderer Qualität, der gleichermaßen als Passage wie als Ruhezone dient und in dem Fußgänger Vorrang haben. Von besonderer Bedeutung ist die zonierte Wegeführung. Einerseits unterstreichen linear geführte, jedoch mehrfach unterbrochene Granitplattenbänder die Längsrichtung, andererseits bieten Nischen mit Bänken im rückwärtigen, grünen Teil wie auch Balkone zum wasserseitigen Bereich unterschiedliche Qualitäten der Teilhabe am Geschehen, zurückgezogen oder exponiert.
Die Markierung der Hauptachse durch Granitbänder unterstreicht zwar den Charakter der Promenade, signalisiert aber zugleich den Verlauf von „Fahrspuren“. Tatsächlich können Reisebusse den Uferweg temporär nutzen. Im Verlauf der Promenade tritt, kompakter als auf dem größeren Platz, das gemeinsame Gestaltungskonzept des gesamten Bereichs zutage, das auch das öffentliche Mobiliar einschließt. Monochrome Leuchten, Bänke, Papierkörbe heben sich zwar körperlich, farblich aber kaum vom ähnlichen Grau des Granitpflasters ab und schließen sich zu einer Einheit zusammen. So entsteht aus unterschiedlichen Zonen der Nutzung und Formen von Freiflächen ein auf den ersten Blick erkennbarer, gemeinsamer Raum.
Straßen und Parkplätze
Die Promenade kann dem Kanalufer nur bis zum Restaurant „Zum Yachthafen“ folgen und muss dann nach Norden in die Kreystraße abknicken. Sie führt also nicht direkt vom Platz weiter zum Fähranleger am Ende der Kautzstraße. Die Kreystraße wird durch wertvollen, alten Baumbestand geprägt, der die Funktion einer Windschutzbepflanzung hat.
Straßen und Parkplätze
Die Promenade kann dem Kanalufer nur bis zum Restaurant „Zum Yachthafen“ folgen und muss dann nach Norden in die Kreystraße abknicken. Sie führt also nicht direkt vom Platz weiter zum Fähranleger am Ende der Kautzstraße. Die Kreystraße wird durch wertvollen, alten Baumbestand geprägt, der die Funktion einer Windschutzbepflanzung hat.
Die Straße ist nicht nur die landseitige Verlängerung der Promenade, sondern auch Zu- und Abfahrt zum seitlich im Gelenk von Promenade und Straße gelegenen öffentlichen Parkplatz des WSA und kann von Reisebussen in Einbahnrichtung befahren werden. Deshalb wurde ihre ursprüngliche Breite beibehalten, ein Seitenstreifen aber durch rhythmisch gesetzte, jeweils durch großformatiges Granitpflaster gekennzeichnete Busparkflächen neu zoniert, so dass sich insgesamt das Bild der sinnfälligen Verlängerung der Promenade und nicht das einer Verkehrsstraße ergibt. Die vom Platz und der Promenade her bekannten Materialien werden auch hier weiter verwendet.
Resumé
Die Neugestaltung des Gustav-Meyer-Platzes, der Promenade und der angrenzenden Straßen im Bereich der Schleusenanlagen und des Fähranlegers in Brunsbüttel hat eine vormals zerrissene räumliche und unbefriedigende gestalterische Situation auf eine konsequente, formal aber zurückhaltende Weise beruhigt und aufgewertet. Es entstanden mehrere einander ähnliche Zonen unterschiedlicher Nutzung, die sich zu einem Gesamtraum zusammenschließen. Flächen, Wege und Fahrspuren sind nicht hierarchisch voneinander getrennt, sondern greifen harmonisch ineinander.
Die für Einwohner wie Touristen äußerst attraktive Uferzone am Nord-Ostsee-Kanal wurde so behutsam in einen modernen Freiraum transformiert, der von jeder Position aus auf den ersten Blick zu überschauen ist und eine Vielfalt von Angeboten für die Nutzung bietet, ohne dabei je unübersichtlich zu wirken. Die Stringenz des Konzeptes, das dank seiner die Hauptwege begleitenden Beleuchtung auch bei Dunkelheit differenzierte Räume bildet, sowie die bewusste Reduktion der eingesetzten Gestaltungsmittel führten jedoch nicht zu einer akademischen Lösung auf Kosten der Alltagstauglichkeit, im Gegenteil. Gleichberechtigt neben den großen Flächen bilden sich hier auch anmutige, kleinräumliche Situationen in den Nebenzonen des Platzes, am Wasser und unter den Bäumen.
Mit modernen Gestaltungsmitteln erreicht, lassen sie wie selbstverständlich an ein historisch gewachsenes Platzgefüge und an eine Uferpromenade in einer alten Stadt denken.
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Planungsbüros
Siller Landschaftsarchitekten
Kiel
Mitarbeiter
Annemarie Siller
Silke Wolken-Siller
Maria von Perger
Projektzeitraum
2005
- 2007
Bausumme
ca. 2.000.000,00 €
Auftraggeber
Stadt Brunsbüttel -Stadtbauamt-
Adresse
Gustav-Meyer-Platz
25541 Brunsbüttel
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Projekttyp
Plätze, Promenaden, Fußgängerzonen