Analyse des thermischen Komforts in Bad Liebenwerda © 2012 Fugmann Janotta Partner
Schäden durch Extremwetterereignis im Klosterpark Mühlberg © 2012 Fugmann Janotta Partner
Wirkfolgen des Klimawandels und Beiträge des Landschaftsplans zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung © 2012 Fugmann Janotta Partner
Integrationsplan zur Klimaanpassung für den Landschaftsplan Bad Liebenwerda - Kernstadtbereich © 2012 Fugmann Janotta Partner
Maßnahmenplanung zum Grabensystem - Übersicht © 2012 WTU GmbH
Maßnahmenplanung zum Grabensystem - Detailansicht © 2012 Fugmann Janotta Partner
Konzept des "Cool Spots" © 2012 Fugmann Janotta Partner
Steckbrief zum Grabensystem als Maßnahme zur Klimaanpassung © 2012 Fugmann Janotta Partner
Mit der Studie wurden die inhaltlichen Grundlagen für ein ExWoSt-Vorhaben im Bereich „Urbane Strategien zum Klimawandel“ erarbeitet. Es sollte geklärt werden, welche Wirkungen der Klimawandel auf ein ländlich geprägtes Stadtgebiet haben wird, wie sich die Anpassungskapazität des Raumes darstellt und welche Handlungsansätze verfolgt werden können.
Die Stadt Bad Liebenwerda wurde im Rahmen des ExWoSt-Vorhabens „Urbane Strategien zum Klimawandel - Kommunale Strategien und Potenziale“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) als Modellraum ausgewählt. Das ExWoSt-Modellvorhaben zielt darauf ab, eine klimawandelgerechte Stadtentwicklung primär durch integrierte Ansätze zur Anpassung an den Klimawandel mittels planerischer Vorsorge in Stadt und Stadtregion zu verwirklichen.
Im Rahmen des ExWoSt-Beitrages wurde das Büro Fugmann Janotta in Kooperation mit Dr. Sven Rannow beauftragt, anhand von zwei aufeinander aufbauenden Studien zunächst die lokale Betroffenheit der Stadt Bad Liebenwerda gegenüber potenzieller Wirkfolgen des Klimawandels zu ermitteln und daran anschließend Handlungsansätze zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln.
Bei der Stadt Bad Liebenwerda handelt es sich um eine Kurstadt im Landkreis Elbe-Elster im Land Brandenburg, die von der Schwarzen Elster, einem Nebenfluss der Elbe, durchflossen wird und über eine Vielzahl von Klinik- und Erholungseinrichtungen verfügt.
Für die Studie zur lokalen Betroffenheit der Stadt wurden mögliche klimatische Veränderungen, die sogenannte ‚Exposition‘ in Bad Liebenwerda durch Auswertung verschiedener regionaler Klimamodelle ermittelt und mit potenziellen Wirkfolgen des Klimawandels verglichen. Mit Hilfe einer GIS-gestützte Raumanalysen und einer Stärken-Schwächenanalyse zur Risikoabschätzung konnte so die Betroffenheit der Stadt gegenüber einzelnen Aspekte des Klimawandels eingeschätzt werden. Um einen bestmöglichen lokalen Bezug herstellen zu können, wurde die Bevölkerung sowie Vertreter aus Politik und der Verwaltung im Rahmen von Workshops in die Analyse eingebunden.
Aufgrund des Modellcharakters der Studie wurde bei den Untersuchungen zur Exposition großer Wert auf eine einfache anzuwendende Bewertung anhand von Indikatoren aus gut verfügbarem und weit verbreitetem Kartenmaterial gelegt. Maßgebliche Informationsgrundlage stellten die Aussagen des Landschaftsplans und des Landschaftsrahmenplans sowie des Flächennutzungsplans für das Stadtgebiet dar.
Im Ergebnis wurden längere Hitzeperioden sowie ein erhöhtes Risiko von Sach- und Personenschäden durch Extremwetterereignisse wie Starkregenfälle oder Sturmereignisse als besonders bedeutsam für das Stadtgebiet identifiziert. Maßgeblich für diese Beurteilung waren vor allem der Kurbetrieb sowie die Nähe der Kernstadt zum Fluss Schwarze Elster.
Aufbauend auf den Ergebnissen der Betroffenheitsanalyse wurde für ausgewählte Wirkfaktoren eine Anpassungsstrategie an den Klimawandel für die Stadt Bad Liebenwerda in Form eines Maßnahmenkonzeptes erarbeitet. Das Konzept konzentrierte sich dabei auf die Wirkfolgen mit der höchsten Betroffenheit. Hierbei handelte es sich um den thermischen Komfort und die Hochwassergefährdung durch die Schwarze Elster. Dabei wurden zwei Ansätze verfolgt. Zum einen wurde ein ‚Integrationsplan Klimaanpassung‘ für den bestehenden Landschaftsplan der Stadt entwickelt, der die Ziele und Maßnahmen zur Klimaanpassung darstellt. Er soll als Grundlage für zukünftige Planungen berücksichtigt werden. Zum anderen verfolgte die Umsetzungsstrategie die Entwicklung konkreter Projekte, die aus den Darstellungen des Integrationsplans abgeleitet wurden und durch die zeitnah praktische Effekte erzielt werden sollten. Bei der Wahl geeigneter Maßnahmen für das Anpassungskonzept wurde dem No-Regret-Ansatz gefolgt. Demnach sollten die Maßnahmen neben dem Anpassungsnutzen weiteren Aspekten dienen und ein breites Wirkungsspektrum entfalten, um die Effizienz und Akzeptanz der Maßnahmen zu erhöhen.
Zu den gewählten Einzelmaßnahmen des Konzeptes, die in die Integrationskarte aufgenommen wurden, gehört unter anderem der Erhalt und die Entwicklung von Luftleitbahnen und Kaltluftentstehungsgebieten, Landschaftszäsuren durch Baumneupflanzungen und die Anlage von Umtriebshecken, die Schaffung offener Wasserflächen, Entsiegelungen sowie eine Kombination aus mehreren Maßnahmen auf einer Fläche zur Gestaltung von „Cool Spots“. Bei letzteren handelt es sich um Orte in dicht bebauten hitzeempfindlichen Stadtteilen Bad Liebenwerdas, die durch den Einsatz schattenspendender Vegetation und offenen Wasserkreisläufe kühlende Wirkung erzeugen. Die Aufzählung verdeutlicht, dass ein Großteil der Einzelmaßnahmen bereits gegenwärtig fester Bestandteil von Landschaftsplänen ist oder eine weitere Differenzierung der vorhandenen Möglichkeiten zur Verbesserung des Bioklimas darstellen. Die Maßnahmen des Konzepts stellen somit keine grundsätzlich neuen Handlungsansätze dar, Ihnen kommt aufgrund des Klimawandels jedoch eine wesentlich höhere Bedeutung zu.
Die mit dem Projektansatz verfolgte Schaffung neuer Wasserflächen konzentriert sich auf die Öffnung eines verrohrten Grabensystems in der Kernstadt. Die Maßnahme zielt neben einem Beitrag zur Klimaanpassung durch Abkühlungseffekte bei Extremhitze und der Bindung von Stäuben auch auf den Hochwasserschutz ab. Zudem bewirkt die Maßnahme eine Aufwertung des Stadtbildes und fördert neue Angebote für die wassergebundene Erholungsnutzung.
Die Umgestaltung der Gräben reicht von der Schaffung naturnaher und parkartiger Bereiche über die Einrichtung von Sitzmöglichkeiten am Wasser bis zur Entwicklung eines Grabenabschnittes, in dem Kinder Erfahrungen mit dem Element Wasser machen können. Mit der Wiederherstellung eines historischen Grabens ist zudem die Errichtung eines kleinen Bootshafens verbunden. Auf diese Weise können die Maßnahmen im Sinne des „No-Regret-Ansatzes“ vielfältige Funktionen sowohl für die Klimaanpassung als auch für die Stadtentwicklung erfüllen.
Das ExWoSt-Modellvorhaben der Stadt Bad Liebenwerda zeigt auf, wie der thematisch zunächst fokussierte Bearbeitungsschwerpunkt Klimaanpassung durch eine Verknüpfung mit anderen Belangen der Stadtentwicklung zu Synergieeffekten führen kann. Die Maßnahmen wären allein aufgrund von Kühlungseffekten in heißen Sommertagen nur bedingt zu rechtfertigen gewesen. Erst durch die Einbeziehung weiterer positiver Entwicklungsmöglichkeiten für die Kernstadt in die Konzeption und das Aufzeigen von weitergehenden Entwicklungsmöglichkeiten entfaltet der Projektansatz seine Wirksamkeit.
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Planungsbüros
FUGMANN JANOTTA PARTNER
Berlin
Mitarbeiter
Martin Janotta, Tilman Schulz in Kooperation mit Dr. Sven Rannow
Projektzeitraum
2010
- 2012
Größe
138,41 km²
Auftraggeber
Stadt Bad Liebenwerda
Adresse
Der Bürgermeister Markt 1
04924 Bad Liebenwerda
Deutschland
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