Stadtmauer "InSZENE", Bergheim

Lageplan © 2019 GREENBOX

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BERGHEIMER SPUREN

Die historische Stadtmauer von Bergheim ist heute nur noch in Fragmenten im Stadtbild Bergheims wahrnehmbar und entwickelt daher nur wenig Qualitäten im Freiraum. Das Leitbild unseres Entwurfs ist die deutliche Aufwertung und Inszenierung der Stadträume entlang der mittelalterlichen Mauer durch abwechslungsreiche Freiraumtypologien, die mit Aufenthalts-, Spiel- und Kommunikationsangeboten belebt werden. Die prägenden historischen Spuren aus Stadtmauer, den beiden Toren, Wallgraben und Altstadt werden geschärft und wahrnehmbar gemacht.

Eine Reise durch die Geschichte Bergheims

Entlang der so in ihrer Präsenz deutlich gestärkten Stadtmauer führen wir einen thematischen Rundweg, der die Stadtmauer und die Altstadt wie ein mäandrierendes Band umspielt und einen spannungsreichen Parcours durch die Vergangenheit der Stadt zeichnet. Der Rundweg führt zu vielfältigen historischen „Bergheimer Spuren“, die von der ereignisreichen Geschichte der Stadt berichten. Die so genannten „Meilensteine“ erzählen von ausgewählten Zeiträumen und Epochen und bilden wesentliche Etappen auf einer spannenden „Zeitreise“ in die Vergangenheit Bergheims. Jeder Meilenstein ist mit einer Freiraumfunktion wie Spiel, Sport, Kommunikation, Aussicht etc. verknüpft, die das jeweilige geschichtliche Thema gestalterisch und freiraumplanerisch interpretiert. Der barrierefreie Parcours soll ein neuer attraktiver Magnet im Sinne des Bergheimer Stadtmarketings sein und soll mit Unterstützung der Bürger und des Geschichtsvereins dauerhaft weiterentwickelt werden. Die Historie und Identität der Stadt soll für die Bürger und für Touristen im Freiraum erlebbar werden. Durch analoge und digitale Medien wie Broschüren, Karten oder Spiele als „Zeitreiseführer“, ergänzt durch eine „Zeitreise-App“ für Smartphones kann der Themenweg sukzessive weiter ausgebaut werden und dauerhaft Anziehungskraft entwi-ckeln. Die Themen und Nutzungsangebote sprechen sowohl junge als auch ältere Menschen an, sodass sich alle Generationen in dem Parcours wiederfinden.

Eine durchgehende Materialfamilie aus Natursteinpflaster, robustem Holzmobiliar und einem Leitband aus Cortenstahl führt die Spaziergänger wie ein roter Faden rund um die Altstadt. Die inselartigen „Meilensteine“ der „Zeitreise“ sind durch an Ziffernblätter erinnernde Cortenstahlringe eingefasst und somit als Etappen der Zeitreise prägnant ablesbar. Stählerne Infotafeln an den Meilensteinen bieten textliche, bildliche oder auch hörbare Informationen über die jeweilige Epoche bzw. das historische Thema. Mittels QR-Code können weitere Informationen wie Websites oder Videos auf dem Smartphone abgerufen werden.

Die Sequenzen des Rundweges:

Stadteingang Aachener Tor und Wallpark

Das Aachener Tor ist das Wahrzeichen der Stadt und wird in unserem Konzept entsprechend in Szene gesetzt. Die heutige Situation mit dem Kreisverkehr und den breiten Straßen und dem Parkdeck im unmittellbaren Umfeld des Aachener Tors wird zugunsten einer verkehrsreduzierten Mischverkehrsfläche mit großem Grünanteil umgestaltet, die Fußgängern und Radfahrern mehr Priorität einräumt und gleichzeitig die Zufahrten für Anlieger und das Krankenhaus gewährleistet. Die historische Kontur des Wallgrabens wird durch einen Weg parallel zur Stadtmauer nachgezeichnet, der Wallgraben wird mit blaublühenden extensiven Stauden bepflanzt, die an das einstige Wasser im Graben erinnern.

Westlich des Wallgrabens vor dem Aachener Tor wird der Wallpark nach historischem Vorbild landschaftlich gestaltet, um einen spannungsvollen Kontrast zur Geradlinigkeit der Stadtmauer zu schaffen. Die multifunktional nutzbare Parkanlage wird durch einige „Meilensteine“ akzentuiert, wobei die Funktionalität des Hubertusmarktes vollständig gewährleistet ist:

1. „Die Mauer und der Graben“ Historisches Thema: Die Befestigung der Stadt // Nutzung: Burgenspielplatz
2. „Die Ritter der Tafelrunde“ Historisches Thema: Das Leben von Rittern und Knappen // NutzungZur Website: Fitnessanlage
3. „Wasserstadt Bergheim“ Historisches Thema: Das Grabensystem der Altstadt // Nutzung: Fontänenfeld, Nebelspielplatz
4. „Kriege und Kanonen“ Historisches Thema: Waffen, Schlachten und Belagerungen Nutzung: Boule-Spiel

Rosengarten

Die von großen Bäumen überstandene Grünfläche in der Nähe des Krankenhauses bietet ein besonderes Potential für einen ruhigen schattigen Garten, der in unmittelbarem Kontakt zur Stadtmauer steht. Teile der Rasenflächen werden durch extensive Stauden bepflanzt um dem Rosengarten einen besonderen, jahreszeitlichen Aspekt zu verleihen. Eine Öffnung der Stadtmauer in Richtung Süden bindet den Rosengarten in den Rundweg ein. Ein Aussichtspunkt in Form einer gewendelten Cortenstahltreppe bietet Blicke zum benachbarten Wallpark und über die Stadtmauer hinweg.

Das Areal war auch historisch als Garten genutzt, deshalb greifen die „Meilensteine“ dieses Thema auf:

5. „Bergheimer Gärten“ Historisches Thema: Die Nutzgärten innerhalb der Stadtmauer // Nutzung: Gesundheitsgarten, Sinnesgarten, Gartenpatenschaften
6. „Bergheimer Sagen und Märchen“ Historisches Thema: Mythen, Legenden und Anekdoten // Nutzung: Vorleseinsel unter der Blutbuche

Südliche Altstadt

Vom Rosengarten führt der Parcours weiter in Richtung Süden entlang des Bahndamms zum Eingangsbereich des Krankenhauses. Die vorhandenen Grünflächen werden aufgewertet, Hecken- und Baumpflanzungen schirmen den Rundweg von den größeren Parkplatzflächen ab.Die Nähe zur kleinen Erft und zum Krankenhaus wird in den Meilensteinen thematisch aufgegriffen:

7. „Mühlen, Schleusen und Fluten“ Historisches Thema: Die Erft und die Stadt // Nutzung: Spielkiesel, Trinkbrunnen

Kölner Torbogen

Der Parcours führt aus der südlichen Altstadt durch eine Gasse zur Hauptstraße und zum ursprünglichen Standort des Kölner Tors. An dieser historisch wichtigen Stelle faltet sich das Leitband aus Cortenstahl zu einem zeichen-haften Torbogen auf, der in den Abendstunden durch eine integrierte Beleuchtung akzentuiert wird. Die visuelle Transparenz im Sinne der Durchgängigkeit der Fußgängerzone ist ebenso gewährleistet wie die Durchfahrbarkeit des Tores für Feuerwehr und Karnevalszüge.

Nördliche Altstadt/Am Knüchelsdamm

Nördlich des Kölner Tors leitet der mäandrierende Rundweg wieder heraus aus der gebauten Altstadt, nun entlang des Ufers der Erft und mündet auf einem von lichten Bäumen bestandenen Platz, der durch einen Neubau mit öffentlichen Nutzungen, wie beispielsweise Kino oder Gastronomie bespielt werden kann. Die historische Befestigungsanlage am Knüchelsdamm stellt eine weitere Etappe auf der „Zeitreise“ da: Die unterirdischen Kasematten können für touristische Führungen zugänglich gemacht werden und ein Aussichtsturm mit attraktivem Blick auf die Altstadt erinnert an den historischen Batterieturm auf dem „Bergheimer Rondell“.

8. „Bergheimer Rondell“ Historisches Thema: Der „Batterieturm“ als Wachposten der Stadt // Nutzung: Aussichtsturm mit Blick auf die Altstadt
9. „Die Kasematten von Bergheim“ Historisches Thema: Bunker und Tunnel // Nutzung: Inszenierung der unterirdischen Wehranlagen

Am Knüchelsdamm wird die extensive Staudenpflanzung des Wallgrabens fortgeführt. Der südlich der Stadtmauer verlaufende Rundweg mit seinem stählernen Leitband vollzieht hier bewusst einmal punktuell einen „Perspektivwechsel“, um vom Inneren der Mauer zum Blick von Außen zu gelangen. Nach dem Gang durch eine schmale Gasse endet die Zeitreise schließlich wieder am Aachener Tor.

Lichtkonzept

Die Leitidee des Parcours mit den begleitenden Meilensteinen soll durch die Beleuchtung unterstützt werden. Der Rundweg ist durchgängig durch Bodenstrahler und begleitende Mastleuchten illuminiert, ebenso wie die Stadt-mauer selber. Die Meilensteine sollen wie „Laternen“ atmosphärisch und eher zurückhaltend durch eine gedimmte Beleuchtung in Szene gesetzt werden werden.

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